Dienstag, 8. Januar 2019

Tag 2017 - Ein bewegter Tag

Eine furchtbare Nacht. 
Das Mädi meldet sich immer wieder, zwischen zwölf und zwei ist sie wach, schreit, weint, wirft den Schnuller immer wieder mit Schmackes auf den Boden und findet das alles sehr lustig. Ich wandere schließlich ins Wohnzimmer aus, das Mädi schläft dann irgendwann mit Herrn Hase im großen Bett weiter. Dort passt auch ihr Riesenhase aka Hasi besser hinein.

Ich schlafdöse halt auf dem Sofa, wache kurz vor dem Wecker auf. Heute verlasse ich nämlich eine halbe Stunde später das Haus, ich muss zum Lendenwirbelsäulen-MRT. Ich bin aber eh so müde, dass ich mir keinen Sorgen machen kann. Ich komme auch sofort an, die Untersuchung dauert 10 Minuten, die Bilder bekomme ich gleich mit, der Befund wird elektronisch zugestellt.
In der Firma angekommen, verbringe ich den restlichen Vormittag mit Meetings und Netzwerkproblemen. Am frühen Nachmittag schon kommt der Befund.

Und hier setzt sofort wieder die Krebspatientpersönlichkeit ein: Oh Gott, was steht da jetzt drinnen. Sie werden das möglicherweise als lächerlich empfinden, aber bevor ich den Befund öffne, stelle ich meine Tasche für ein eventuelles sofortiges Verlassen der Firma bereit. Aber ich bin doch einmal richtig gelegen: Es ist eine Arthrose. Lästig, nicht so toll zu behandeln, aber kein Bandscheibenvorfall oder schlimmeres. Ich werd mir wohl einen guten Orthopäden suchen müssen.

Da ein Meeting sehr spontan ausfällt, kann ich dank der mitgeschleppten Turnsachen zum Sport gehen. Einmal Wirbelsäulengymnastik, ich merk, wie steif ich in der erzwungenen Pause geworden bin. Beim Heimgehen ein muskulärer Aussetzer oder was weiß ich, aber so schnell kann ich gar nicht schauen und ich leg mich einmal volle Wäsch‘ auf den Gehsteig. Das ist mir ja lang nicht mehr passiert. Ich sag noch: „Was war denn jetzt?“, richte mich auf und meine Haube zurecht und gehe weiter. Die Peinlichkeit ist es weniger, es ist mehr das linke Knie, das jetzt weh tut.

Im Supermarkt noch Zeuge eines filmreifen Trotzanfalls geworden, die Eltern sehr souverän, das restliche Publikum belustigt bis verständnislos.
Zuhause sieht mich das Mädi tatsächlich an und ich bekomme ein Bussi. Heute war der Papa schon zehn Minuten weg, als sie bei der Tagesmutter war und es soll gut gegangen sein.
Ich sichte mein Knie, oh, eine leicht blutende Beule, interessant, dass die Sporthose kein Loch hat. Pflaster drauf, fertig.


Das Mädi heult den Rest des Abends immer wieder, will dann nicht in den Arm genommen werden, es hilft nur Ablenkung. Man merkt ihr aber an, dass sie nicht weiß, wo oben und unten ist, sie scheint etwas überfordert zu sein. Das Abendprogramm zieht sich dann halt, Herr Hase bringt sie ins Bett, in das auch ich bald verschwinde. Man gewöhnt sich mit der Zeit an den unterbrochenen und wenigen Schlaf, aber geschlaucht bin ich trotzdem.