Montag, 24. November 2014

Tag 511 - Die anderen

Projekt B.
Es wurde sich über mich beschwert. Zu Recht, aber das spielt hier keine Rolle.
Mein zweiter Vorname lautet "Stur", also ist es mit der Kooperation auch nicht immer so weit.

Der fürsorgliche Herr Hase schreibt per sms: "Kopf hoch, Nase!"
Ich: "Ich werde sie alle töten..."
Für mitlesende Behörden: Natürlich nur in Gedanken.

Ich bin so frei und zitiere Sartre: Die Hölle, das sind die anderen.

Dienstag, 18. November 2014

Tag 505 - Stimmungen

Es fängt damit an, dass ich nicht aufstehen mag und mit einem Kater im Arm bis 7:15 im Bett liegen bleibe.
Ich trödle im Haushalt herum, lass den Spüler laufen und räume ihn sogar aus, trinke eine zweite Tasse Kaffee, laufe leere Kilometer in der Wohnung.

Es regnet.
Ich fahre mit dem Bus, der Fahrer ist so nett und lässt mich noch schnell reinschlüpfen, obwohl er schon in der Kreuzung steht.
In der Firma angekommen, stelle ich fest, dass mein Mantel zwar sehr gut aussieht, aber fusselt. Der Fusselroller ist aus.
Kaum sitze ich, kommt der erste Anruf, ich soll jetzt sofort in ein Meeting kommen, da gäbe es ein paar Fragen. Es ist das Projekt A, wo ich mehr oder weniger vom unfähigen und noch dazu arroganten Kollegen ausgebremst wurde.
Scheinbar habe ich mich nicht im Griff und benutze einen Begriff, der nicht dorthin gehört, wenigstens habe ich nicht direkt jemanden beleidigt.
Das sind die Momente, wo ich nicht weiß, ob ich mich selber nicht leiden kann oder ob es alle anderen sind.

Das andere Projekt, wegen dem ich vom Projekt A abgezogen wurde, ist ähnlich schlimm, nur wichtiger und umfangreicher.
Ich fühle mich allein gelassen, die zuständige Stelle antwortet entweder nicht oder versucht weiter zu delegieren.
Ich würde am liebsten aufstehen und vor der Kur (noch 3 Wochen!)  nicht mehr wiederkommen.
Ich fühl mich auch emotional total überfordert und merke aber, dass ich mich durch mein Verhalten nicht unbedingt beliebter mache.

Bitte, bitte, lass es nicht nur mir so gehen...








Montag, 17. November 2014

Tag 504 - Helga kann...

... endlich wieder ohne Behelfe sehen.

Am Freitag wurde gelasert, ich muss gestehen, ich hatte vorher ziemliche Bammel und hab auch dementsprechend geschlafen. Am Morgen von der OP war ich so nervös, dass ich wie ein aufgeschrecktes Hendl durch die Gegend gelaufen bin.
Gegen 14 Uhr dann das Xanor, das ich vom Operateur bekommen hab, eingeworfen und auch recht schnell die Wirkung gespürt. Gut, dass Herr Hase vor der Firmentür gestanden ist und mich heil in das Augenlaserinstitut gebracht hat.
Die OP an sich hat sehr kurz gedauert.
Einmal in einen Lichterkreis reinsehen, dann in einen weiteren Laser.
Die Augenklemmen waren unangenehm und auch der Geruch der gelaserten Hornhaut ist nicht sehr toll.
Ohne Wurschtigkeitstablette hätt ich den Eingriff nie machen lassen.

Aber: Als ich von der Liege aufgestanden bin, konnte ich bereits die Zeit von der Uhr an der Wand lesen.
Am Samstag wurden noch die Linsen, die als Pflaster gedient haben, entfernt und seitdem kann ich immer besser sehen.
Noch ist es nicht perfekt, aber ich hoffe, in ein paar Tagen keinen Unterscheid zu den Linsen von früher zu merken.
Ein Jahr Herumquälen mit der Brille ist vorüber.

Ich kann wieder ein Häkchen neben einem Punkt meiner persönlichen ToDo-Liste machen.
Ich kann sehen.

Montag, 10. November 2014

Tag 497 - Kater

Mein Name ist Helga Nase, ich bin 35 Jahre alt und habe einen Kater.
Eigentlich habe ich sogar 3 Kater, zwei sitzen zu Hause und den dritten hab ich mit in die Arbeit genommen.

Der Weißburgunder war aber auch zu gut. Wenn mich jemand sucht, ich liege auf meiner Tastatur.


Donnerstag, 6. November 2014

Tag 493 - Geht schon wieder

Geht schon wieder.
Ich hab zwar in der Nacht auf gestern nicht gut geschlafen, hab mich aber nach Yvonnes Todesmeldung wieder relativ schnell gefangen.
Und genau das ist der Fehler.
So geht es die ganze Zeit.

Geht schon wieder, ist nicht so schlimm, passt schon wieder.

Nach der Diagnose war ich sechs Wochen in Krankenstand um den ersten Schock zu verdauen, danach wieder ins Büro. Nach den Chemos eine Woche zu Hause und dann in der Arbeit.
5 Wochen nach der OP, wo sie mir weiß Gott wie viel weggeschnitten haben, wieder am Schreibtisch sitzend. Die ganze Zeit mit Mütze um die Glatze zu verstecken.
Jetzt weiß ich, wie krank ich nach 6 Chemozyklen ausgesehen habe.
Bestrahlung, alle 3 Wochen Herceptin, Meine Haut hat so furchtbar ausgesehen.
Für die, die es noch immer nicht glauben: Herceptin war für die Hauptprobleme verantwortlich, jetzt ist sie schöner als zuvor.

Was für ein Scheiß! Ich hätt einfach daheim bleiben sollen.
Ich muss funktionieren. Nicht wegen des Jobs, nein, wegen mir.
Aber ich will gar nicht rumsudern.
Man könnte auch sagen, dass mir der normale Alltag Sicherheit gegeben hat. Das wird zum Teil auch stimmen. Aber ich glaube vielmehr, dass ich mir selbst keine Zeit zugestehe. Die Zeit um mich zu erholen, um die Geschehnisse zu verdauen.
Der Punkt ist, ich muss mir die Zeit nehmen.
Die Zeit um zu trauern, zu verarbeiten, mich zu erholen.

Ich will die 3 Wochen der Kur nutzen um genau das zu tun. Ein Freund sagte vor Jahren zu mir: "Du bist ein sehr reflektierter Mensch."
Ich bin auch ein emotionaler Mensch.
Zeit, das zuzulassen. Es soll mehr möglich sein als ein "Geht schon wieder"


Dienstag, 4. November 2014

Tag 491 - und plötzlich...

geht es ganz schnell...
Zuerst Conny und viele andere, jetzt Yvonne von Mädchenhaftes Bloggen.

Seit Tagen hat man nichts mehr von ihr gelesen, heute war auf ihrer Facebook-Seite zu sehen, dass sie gestorben ist. Wie alt war sie? 24, 25?
Ich sitz im Büro und will doch nur schreien, weinen, um mich schlagen und  unter meinem Tisch verstecken.