Dienstag, 30. Juli 2019

Tag 2220 - Scooter

Ganz ok geschlafen, wie immer vor dem Wecker aufgewacht.
Genau heute macht das Mädi natürlich nicht weiter, irgendwann zerre ich sie weiter, den Rucksack auf dem Rücken, über den Arm eine Tasche mit meinen Sportsachen, in der Hand den deppaten Scooter, mit dem sie nicht weiterkommt. Ich musste sie schon die letzten Meter schieben und verliere die Geduld. Das Mädi verweigert und haut sich auf den Boden und weint. Ach wie schön.
Ich lasse das jetzt mal so stehen. 

Im Kundentermin will uns der Kunde - den ich noch vor meiner Babypause kenne - zerlegen. Nach dem Termin komme ich drauf, dass ich den Herrn schon aus einem früheren Projekt kenne, da war der ähnlich drauf.
Weiterwerkeln an meinen 1000 Baustellen, Mittagspläne machen, das geht glücklicherweise schnell, jeden Tag ist ein anderer Kollege dran.
Ich blockiere meinen Kalender in der Früh, gestern noch groß rumgetönt, nach dem heutigen Theater lass ich mich auf Meeting um neun einfach nicht mehr ein.
Sport spar ich  mir, ich will lieber zum Mädi, die ist ganz vergnügt schon zu Hause, wir spielen und kuscheln. 
Ich habe ein schlechtes Gewissen und will bei ihr sein.




Montag, 29. Juli 2019

Tag 2219 - Homeoffice

Nicht erholt aufgewacht.
Das Mädi wollte gestern nicht und nicht schlafen, im Endeffekt bin ich gegen 21:30 neben ihr eingeschlafen um um 22 Uhr wieder aufzuwachen und dann nach dem Zähneputzen wach herumzuliegen. 
Morgens dann schon reichlich unmotiviert aufgewacht. Aber egal, heute ist Homeoffice-Tag, ich habe keine Eile. Und weil's heute nicht stressig ist, kommen wir schon zehn nach acht aus dem Haus, das Mädi hat weder gebrüllt noch verweigert.
Das Nachbarskind, das zeitgleich mit uns eintrifft, brüllt dafür, als seine Mama weggeht. Auch die nächste Mutter hat es eilig, das Mädi klammert sich noch ein bisschen an mich. Ich beschließe, das nicht mehr mit zu machen, Freitags bleib ich bei ihr zu Hause, die Tagesmutter hätte gerne frei. Auch werde ich vor 09:30 keine Termine mehr annehmen, ich sehe den Stress nicht ein.
Ich hab den großen Vorteil, es mir leisten und einteilen zu können. 

Im Homeoffice dann nicht viel los, ich lese vor allem ein Dokument, komme mir aber bei jedem Verlassen des Rechners wie ein Verbrecher vor.
Rechner abdrehen, Wäsche erledigen, mit dem Mädi spielen. 
Ich hab mir in die Mundschleimhaut gebissen und muss dauernd daran herumlutschen, dadurch wird die Stelle immer größer. 
Noch schnell Haare waschen - das mag ich auch sechs Jahre nach der Chemo noch immer nicht - morgen gibt es um neun einen Kundentermin, das wird knapp.
Hinlegen und schlafen. 

Sonntag, 28. Juli 2019

Tag 2218 - Gegammelt

Ausgeschlafen, also bis 07:30.
Kaum das Haus verlassen, das Wetter ist auch nicht ganz dafür gemacht.
Viel mit dem Mädi Buch geschaut bzw. Purzelbaum geübt, an meinem Geburtstag eine Massage gebucht, überlegt, ob ich meinen Geburtstag groß in der Arbeit feiern soll oder ob ein hingeknallter und gekaufter Kuchen reicht. 
40 ist schon eine Nummer, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Nummer nur für mich feiern will oder ob ich andere mitspielen lasse.
Über meine Nicht-Betroffenheit nachgedacht, aber lassen wir das Thema.
Lieber überlegt, ob das Aufwachsen mit einer Großmutter, die anscheinend eine generalisierte Angststörung hatte, so gesund war. Aber: Wer wird sich denn mit 40 noch ausbremsen lassen?

Freitag, 26. Juli 2019

Tag 2216 - Gähnen

Den ganzen Arbeitstag über gegähnt und auch nicht berauschend viel weitergekriegt. Nachmittags einen Abstecher in das Einkaufszentrum gemacht, mit Notebook im Rucksack und Apothekenbestellung im Sackerl ist das eher eine kurze Angelegenheit.
Daheim wieder Geschrei. Wenn dem Mädi etwas nicht passt, wird los gebrüllt. 
Fix und fertig schlafen gegangen.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Tag 2215 - Müde und gereizt

Früh aufgestanden, reden wir nicht drüber.
Dem Mädi viel Zeit gelassen, ohne Druck sind wir gegen 08:30 bei der Tagesmutter, ich bin nach neun im Büro, ist doch auch egal.
Den Arbeitstag mit einer Eispause gut durchgehalten, ich gehe sogar  - mit dem kleinstmöglichen Fußweg - zur Wirbelsäulengymnastik, die sehr spärlich besucht ist.
Daheim erwartet mich schlechte Laune, die ich natürlich prompt übernehme.
Ich bin auch müde.
Früh(er) schlafen gegangen, vielleicht hilft's ja was.

Mittwoch, 24. Juli 2019

Tag 2214 - Verloren fühlen

Vor sechs von einem übermotivierten Arbeiter aufgeweckt worden, der irgendwas ablädt. Wen interessieren schon Ruhezeiten!
Das Mädi wacht ein bisschen früher als sonst auf, will aber nicht aufstehen, will sich nicht anziehen, einschmieren, weggehen. Ich habe um neun einen Kundentermin für ein Projekt, bei dem ich Vertretung spielen muss. Nichtsdestotrotz sollte ich pünktlich sein. 
Das Mädi weint schon beim Lift, weil die Tür zugeht, ich drinnen und sie draußen steht. Kaum sind wir aus dem Haus, die nächste Verweigerung, es passt heute für sie nicht, sie braucht mehr Zeit, die ich nicht habe.
Ich trage sie zur Tagesmutter, sie will nicht reingehen, die Tagesmutter nimmt sie mir ab und geht mit ihr in die Wohnung. 
Den ganzen Tag verfolgt mich ihr trauriger Blick. 
Zu dem Scheiß-Termin komme ich pünktlich, der Kunde redet eine Dreiviertelstunde ein Mischmasch aus Steirisch/Kärntnerisch und Umgangssprache, es kommt mir vor als müsste ich einer Fremdsprache folgen. 
Ich gehe pünktlich heim, treffe Herrn Hase und das Mädi auf einem Spielplatz in der Umgebung an, das Mädi ist wieder guter Dinge.
Die Tagesmutter hat dem Papa berichtet, dass die Kleine bis um neun dagesessen ist und auf den Boden geschaut hat. 

Genau sowas wollte ich durch unser Arbeitszeitenmodell verhindern. Keinen Stress in der Früh und sie nicht 40 Stunden in der Fremdbetreuung lassen. 
Mir ist schon klar, dass sie wahrscheinlich einfach nur einen schlechten Tag hatte, aber ich werde ihren Blick nicht los.
Ich will jetzt nicht ausrollen, was in meiner Kindheit los war, aber genau das ist es, was ich meinem Kind immer ersparen wollte: Sich verloren fühlen.



Dienstag, 23. Juli 2019

Tag 2213 - Hammer auf Kopf

Um 04:20 vom im Schlaf wimmernden Mädi aufgeweckt worden. 
Auf's Klo gegangen, dabei gedacht: "Wenn ich jetzt die Waschmaschine einschalte, kann ich um 06:30 schon Wäsche aufhängen."
Blöderweise war dann mine Hirn wach, ich hatte also viel Zeit um meine Dinge zu erledigen.
Einer Kollegin hab ich es dann so geschildert: "Der Körper ist noch müde, aber das Hirn rattert. Entweder braucht man dann gute Tabletten oder einen Hammer auf den Kopf. Beides hatte ich nicht zur Hand."
Sehr müde gewesen den Tag über, trotzdem fokussiert. Es bleibt einen auch nicht anderes übrig, wenn man bereits um neun den ersten Kundentermin hat.
Früh (also: pünktlich) heimgegangen, Sport sausen lassen, stattdessen mehrer Ladungen Wäsche erledigt, mit dem Mädi gespielt und gekuschelt.
Abendessen, Baden, das übliche.
Weiter Entspannungsfernsehen mit Borgen, das läuft über die Arte-Mediathek, die ist sogar auf unserem Fernseher.
Trotzdem wieder nicht schlafen gehen wollen.


Montag, 22. Juli 2019

Tag 2212 - Gehetzt

Mittelfrüh aufgewacht.
Heute brauchen wir sowieso keinen Wecker, die Tagesmutter ist heute nicht da und wir betreuen das Mädi im Schichtdienst. 
Wie es immer ist, wenn man es nicht wirklich eilig hat: Wir kommen erst um neun Uhr raus, das Mädi sitzt im Buggy und wir fahren eingeschmiert, mit Sandspielzeug und Handtüchern ausgerüstet, zum Wasserspielplatz. Dort ist kaum jemand, das Mädi rennt herum, geht ins Wasser und sagt "Heißkalt" und meint "Eiskalt".
Als sie sich dort die Finger ordentlich einzwickt, brüllt sie los, dass mir die Ohren klingeln, sagt aber kurz darauf: "Alles gut, Schatzi". Das arme Mädi ist so süß!
Gegen Mittag muss ich sie wieder in den Wagen hinein komplimentieren, ich muss noch weiter in's Büro, ich habe alle Meetings und Aufgaben in den Nachmittag gelegt. Das Mädi meldet noch Hunger an, isst im Wagen und schläft daheim in ihrem Bett ein. Ich dusche, Herr Hase kommt und übernimmt.
Bis sieben bin ich im Büro, es ist zwar schön ruhig, aber trotzdem bin ich mir den ganzen Tag irgendwie gehetzt vorgekommen. Komm ich pünktlich zum Nachmittagstermin? Werde ich rechtzeitig mit allem fertig? Seh ich das Mädi noch wach?
Kurz vor einem Termin nochmal aufs Klo, die Putzfrau will aber gerade sauber machen, ich reagiere gereizt und renne unverrichteter Dinge wieder raus. Klarer Fall von Überreaktion. Auweia.

Abends gehe ich den letzten Kilometer zu Fuß zum runterkommen, daheim liegen Herr Hase und die Kleine im Bett und lesen Buch, ich putze noch die Zähne mit ihr, kuschle und kann ihr ein oder  mehrere Bussis geben.
Mein Mädi.
Ich hab mir die Teilzeit entspannter vorgestellt, es scheint aber so, als hätte ich jetzt mehr Arbeit als in der Vollzeit, dazu kommen die Urlaubsvertretungen. 
Müde, aber trotzdem nicht schlafen gehen wollen. 


Samstag, 20. Juli 2019

Tag 2210 - Gesprungen

Wir steigen mit dem schlafenden Mädi im Buggy aus dem Bus und überqueren die Straße. Neben dem Bus steht ein Rettungswagen, der an der Straße stehenbleibt. 
Eine Frau liegt im Gras, die Sanitäter laufen zu ihr, mit Defibrillator, beginnen mit der Beatmung und Herzmassage, der Notarzt kommt mit Blaulicht. Wir gehen weiter, wollen nicht gaffen, sondern nur das Mädi heimbringen. Ich denke noch an Kreislaufkollaps, Drogen etc.
Später lese ich, dass die Frau aus einer Dachgeschoss-Wohnung gesprungen ist und jede Hilfe zu spät kam. 
Die Polizei deckt sie zu und sperrt den Bereich ab, Herr Hase muss beim Einkaufen die Straßenseite wechseln.
Ich tu mir schwer damit. Ich kann als ehemals Krebskranke nicht verstehen, dass man sein Leben freiwillig beendet. Ich wollte und will leben.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass das Leben für manche Menschen zu schwer, nicht aushaltbar ist.
Mag es ihr nun besser gehen, ich wünsche es ihr sehr.

Freitag, 19. Juli 2019

Tag 2209 - Zu viel Eis

Gibt nicht viel zu sagen zu diesem Tag, außer: Bis nach 16 Uhr im Büro gewesen - hier ist es ab spätestens 14 Uhr sehr ruhig - damit ich nicht am Montag, bevor das Mädi aufwacht, von zu Hause aus arbeiten muss. Plan ging auf, allerdings bin ich ziemlich müde nach Hause gekommen. 
Zu viel Eis gegessen.

Donnerstag, 18. Juli 2019

Tag 2208 - Wie gebannt

Früh aufgewacht, das Mädi lässt sich gegen sieben problemlos aus dem Bett locken.
Großes Theater, weil sie ihre Leggings verkehrt angezogen hat und ich sie ihr richtig anziehen will. Diese Kleinkinder!
Dafür schnell bei der Tagesmutter gewesen, wir müssen auch diesmal kein Gefährt mitschleppen.
Hat jemand Empfehlungen für einen Helm für das Mädi? Wenn ja, gerne in die Kommentare schreiben!

Der Arbeitstag vergeht mit einer unnötigen Schulung, die ich frühzeitig wegen eben Nutzlosigkeit verlasse. 
Bis zuletzt bleibt es spannend: Gehe ich heute zum Turnen oder nicht?
Ich steige vorzeitig aus der Ubahn um den letzten Kilometer zu gehen, brauche aber dann länger als gedacht und bin stark am Wackeln, ob ich noch weiter zum Studio gehe. Da mich die Waage und meine Figur immer mehr schrecken, marschiere ich tapfer weiter und bin nur eine Minute zu spät.
Die Stunde ist auch super angenehm, also wie meistens eine gute Entscheidung doch teilzunehmen.

Daheim steht das Mädi wie gebannt vorm Fernseher und schaut YT-Kindervideos, als wir abdrehen folgt Protest in Form von Geschrei. 
Sie scheint müde zu sein, alles regt sie auf, in der Badewanne kriegt sie einen Anfall, weil ich ihr den Waschlappen nicht so überlasse wie sie will. Leider weiß ich nicht, wie sie es will, weil sie sich noch nicht so ausdrücken kann, dass ich es auch verstehe.
Zähneputzen geht noch, bei der Ankündigung auch die Nägel zu schneiden, verschwindet sie jammernd "Schlafen gehen".
Herr Hase übernimmt sie und bald ist es ruhig. 
Auch er ist bald im Bett, ich lese noch mein aktuelles buch zu Ende und bin vom Plot überrascht und verziehe mich auch in's Bett. Die Woche rast, ich komme gefühlsmäßig - vor allem im Büro - zu  gar nichts. 






Mittwoch, 17. Juli 2019

Tag 2207 - Geschrei

Das Mädi ist nur mit Musik aus dem Bett zu locken, dann geht es aber fix.
Beim Rausgehen will sie ihren gefütterten Regenmantel anziehen, ich kann ihn ihr aber beim Lift gleich wieder abnehmen. Selber schuld, wenn man da ding in der Garderobe hängen lässt. 
ich habe also den Tag über eine rosa Plastikjacke mit Fleecefutter im Rucksack.
In der Arbeit geht es relativ unspektakulär weiter, die im Urlaub aufgelaufenen Sachen sind soweit erledigt, Mittagessen mit einer befreundeten Kollegin. Fazit: Man könnte sich über vieles aufregen, außer man hat keine Lust dazu. 
Raten sie mal, welche Haltung wir annehmen!

Heute geht es nach der Arbeit schnurstracks  nach Hause - dort mach ich die Wohnungstür auf und höre schon das Geschrei, ich weiß aber nicht mehr, worum es diesmal ging. 
Respekt an Herrn Hase, der sich das geduldig und unaufgeregt anhört. Wobei beim Abendessen wird er dann ein bisschen unrund, ich nehme das kleine Ding und ab in die Badewanne.
Einmal eine alte Folge "Borgen" und ein kleines Eis, ich kann mich nach wie vor  nicht zusammenreißen und hab drei Kilo zu viel.




Dienstag, 16. Juli 2019

Tag 2206 - Aufgeschwatzt

Erst beim Aufwachen gemerkt, wie müde ich gestern gewesen sein muss. Heute einigermaßen erholt, das Mädi will mich nach dem Aufwachen kaum ansehen, dann bei der Übergabe bei der Tagesmutter nochmal auf den Arm.
Arbeit, dann in der Mittagspause zum aufgeschwatzten Belastungs-EKG. Sagen wir mal so: ich hab die Bestätigung bekommen, dass Herz-Kreislauf nicht meine Baustelle ist. 
Die Ärztin, die auch meine Gesundheitsuntersuchung durchgeführt hat, redet wieder gerne und ausführlich über meinen Brustkrebs, danach über das COPD meines Vaters. 
Ja, man kann's auch übertreiben. 
Auch spannend: Den Abdruck einer Elektrode sieht man auch noch am nächsten Morgen. 


Danach - vor allem weil die Hose spannt - zum Sport weiter, war zwar "nur" Wirbelsäulengymnastik, aber besser als nix. Die Stunde war nicht ganz meins, aber wurscht, Hauptsache bewegt.
Daheim von Mädis Nervenzusammenbruch berichtet bekommen, es gab weder Saft noch ein Eis für sie, klarer Fall von Vernachlässigung also.
Entspannungsfernsehen, paar Seiten lesen, schlafen. 

Montag, 15. Juli 2019

Tag 2205 - Geh weg, du!

Der Urlaub ist wieder vorbei.
Normalerweise geh ich ja gern ins Büro, mehr Ruhe und Selbstbestimmung, Sie verstehen. Diesmal mag ich aber nicht so recht. Ich will beim Mädi bleiben. 
Der Morgen beginnt aber gleich mit einem: “Geh weg, du!“, nachdem sie 13 Stunden durchgeschlafen hat. Gestern hat das Mädi keinen Mittagsschlaf gemacht, dafür pennt sie um 18 Uhr weg. Ein freier Abend, jipie!
Ich habe durchaus Verständnis für ihren Wunsch nach Alleinesein, wie gerne würde ich das auch so gerne sagen können. 
Geh weg, du!
Die Tagesmutter hat eine interessante Urlaubsfrisur und teilt mir gleich mit, dass sie nächsten Montag frei nehmen muss. Gut, ich kann's mir einteilen, so bleibe ich Vormittags zu Hause und gehe erst am Nachmittag ins Büro.
Im Büro großes Hallo, wir haben eine neue Kollegin, ich stelle mich vor und plaudere eine Weile mit ihr. Heute also sozial. Ich fange an das Urlaubschaos zu sichten und richten, aber irgendwann lichtet es sich. Sichten, richten, lichten, hehe.

Ein Nachbar regt eine Aufräumaktion in unserer Siedlung an und ich melde mich. Diese Elternschaft macht komische Dinge mit mir.
Zu Hause die Begrüßung: “Geh weg, du!“
Ähm ja.
Quelle: @mom.worthy

Samstag, 13. Juli 2019

Tag 2203 - Verunsichert

Mein Name ist Helga (na gut, nur hier, sonst nicht), ich bin knappe 40 Jahre alt und ich bin leicht zu verunsichern. Ok, das stimmt so auch nicht ganz.
Aber wenn man sich nach langer Zeit mal wieder in ein Auto auf die Fahrerseite setzt und das Ding hört ums Verrecken nicht zum blinken auf, dann fragt man sich schon.
Ich hab das Ding dann deaktivieren lassen.

Donnerstag, 11. Juli 2019

Tag 2201 - Urlaubsedition II

Ich schlafe zu wenig, aber kaum ist mein Gehirn halbwegs erholt, weckt es mich auf, damit die Stunde in der Früh nur mir gehört. 
Das Wetter ist warm, aber nicht warm genug für's Baden, das Mädi hatscht noch ein bisschen, also gehen wir auf Spielplätze, die räumlich überschaubar sind. Das Mädi will die - für sie noch hohe - Rutsche nicht alleine rutschen und so lauf ich hinter ihr ca. zwanzig Mal den Hügel hoch, klettere auf das Gerüst, nehme sie auf den Schoss. Wir zählen bis drei und sausen dann los, unten angekommen setzt es auch mich mal auf den Hintern. 
Nachmittags geht es für mich zur Wirbelsäulengymnastik, die ist auch dringend notwendig. Ich habe das Mädi zwei Tage hintereinander auf den Schultern getragen und kann mich kaum rühren.
Zwischendurch immer wieder durchsaugen, irgendwas aufräumen, putzen und entsorgen, aber genauso will ich das.
Nächste Woche geht's wieder in's Büro, aber das schreckt mich nicht. 

Dienstag, 9. Juli 2019

Tag 2199 - Verletzt und verschrottet

Wie so oft viel zu kurz geschlafen. 
Heute ist Spielplatz geplant, das Wetter ist im Gegensatz zu voriger Woche sehr angenehm, mit 23 Grad kann man arbeiten. 
Wir suchen uns einen Park mit sauberem und großem Spielplatz aus, zuerst wird geschaukelt und geklettert, dann wechseln wir in den Sandbereich. Das Mädi hat Gesellschaft in Form der kleinen L. und ihrer Großeltern, borgt ohne groß zu murren ihre Spielsachen her und ist ausgelastet. Später kommt eine Mutter aus der Krabbelgruppe zufällig vorbei, wir quatschen ein bisschen, da passiert das erste Ungeschick. Das Mädi haut sich das Kinn ordentlich bei der Hangebrücke an und brüllt. 
Nachdem das veratmet ist, bleibt sich mit dem unbeschuhten Fuß bei der Rutsche hängen und brüllt lange und ausdauernd. 
Es hilft ja nix, wir verabschieden uns, das Mädi will auf keinen Fall mehr gehen, sie heult und sagt "aua", wenn sie auftritt. Also die meiste Zeit getragen, weil im Buggy sitzen auch nicht geht. Sehr angenehm, sind ja nur 12 Kilo, eine Zeit lang sitzt sie auf meinen Schultern. Daheim lege ich sie hin, einkaufen ging nicht mehr, sie schläft aber schnell.
Nachmittags bleiben wir drinnen, sie geht auf dem rechten Fuß nur auf der Ferse, es ist aber nichts geschwollen, rot oder blutet. Na gut, dann darf sie halt Videos schauen. 

In der Mittagspause kopiere ich die Daten von meinem privaten Notebook runter, das Ding wird nach dem Urlaub verschrottet, vielleicht wird jemand mit dem RAM noch glücklich, ich finde sieben Jahre Lebenszeit eh sehr anständig. Der Akku ist halt hin und der Support für Windows 7 wird bald eingestellt. Ich bin nicht unglücklich darüber, sondern froh, dass ich bald ein Gerät weniger habe. 
Die Festplatte noch 1000mal überschreiben lassen, nochmal Kontrolle und dann weg damit.


Montag, 8. Juli 2019

Tag 2198 - Aufschieben

Sehr früh aufgewacht, das Mädi heult "Papa kuscheln, Papa kuscheln".
Nachdem das erledigt ist, schläft sie in unserem Bett weiter, um halb acht locke ich sie mit Musik heraus, wir (also: ich) wollen weiterkommen. 
In der Stadt treffen wir die Oma, das Mädi freut sich, die Oma erst recht, alle zufrieden. Nach einem schnellen Kaffee geht es weiter zum Spielplatz, das Mädi wetzt herum, klettert wie eine Eins auf ein hohen Gerüst mit Rutsche, sitzt in der Sandkiste.
Dann auch in einer Riesenpfütze, aber wir kommen vom Land, scheinbar ist es für meine Mutter und mich weniger ein Problem, wenn das Kind dreckig wird. Umziehen bzw. ausziehen, das Mädi bis zur Ubahn auf den Schultern tragen. 
Meine Mutter bietet mir an, das Mädi und mich zu meinem Vater zu bringen. 
Man muss dazu wissen: Meine Eltern haben sich 1981 getrennt, und ich finde es beinahe absurd, dass DIE ZWEI jemals zusammen waren. Der eine wollte aus einer Ehe raus, die andere von den Eltern weg, das ist die Erklärung. Wie auch immer, die beiden haben seit Jahrzehnten nichts miteinander zu tun, sind aber auch nicht böse aufeinander. Mein Vater ist mittlerweile nach 60 Jahren Vielqualmerei schwer krank und ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr endlos zu weitergehen wird. 
Da sagt meine Mutter und sie hat vollkommen recht: "Aufschieben würd ich es nicht mehr."
Der Satz wirkt, ich denke noch immer darüber nach. 

Zuhause treffen wir Herrn Hase an, das Mädi wird ins Bett gesteckt und schläft bald. Wär ja auch komisch, nach so viel Herumlaufen. Ich erledige einige Dinge, wasche die Kleidung vom Mädi aus, wir haben da die gesamte Pfütze mit nach Hause gebracht, schaue mir Kindersitze im Internet an, vereinbare einige Arzttermine. Nebenbei die übliche Wäsche. 
Abendessen, das Mädi zieht es vor, sich in das Schlafzimmer zurückzuziehen. Zwischendurch hören wir ein: "Achtung, ich komme.", aber das ist nur eine leere Drohung, sie sitzt auf dem Bett und schaut Bücher.
Baden, hinlegen, ich lese mein aktuelles Buch zu Ende. Eigentlich habe ich ja nach einer Schmonzette gesucht, es wurde dann ein Horrordings mit 1000 Seiten, das ich in drei Tagen ausgelesen habe. Ähm.



Sonntag, 7. Juli 2019

Tag 2197 - Kreislauf

Über Samstag und Sonntag gibt es nicht viel zu sagen.
Kreislaufgeplagt, zu wenig Schlaf, schlechte Laune. Die Schwüle vertrage ich nicht.

Freitag, 5. Juli 2019

Tag 2195 - WMDEDGT 07/19

WMDEDGT bedeutet "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?" von und mit Frau Brüllen.

Nach einer Unterbrechung um 06:45 ziemlich verdattert aufgewacht, auf dem Boden vor dem Bett sehe ich schwarze getrocknete Tropfen. Nanu, was ist denn das? Mein Schrittzähler liegt daneben, geht dem die Farbe aus? 
Nö, es war das Cola-Eis, das ich gestern noch unbedingt essen musste. Also noch im Halbschlaf Parkett putzen. Ich mache mir einen Kaffee, irgendwie schmeckt der komisch. Liegt wohl an der Milch, die abgelaufen ist und flockt. Schwarz mag ich ihn nicht wirklich, trinke aber doch ein paar Schlucke. Das Mädi wacht auch bald auf, nachdem sie ihre Milch getrunken hat, ziehen wir uns flott an und gehen zum Supermarkt, kaufen Milch und Proviant für das Schwimmbad. 
Obwohl ich gestern schon unsere Sachen für heute rausgelegt habe, brauchen wir natürlich wieder ewig, bis wir eingeschmiert sind, zusammengepackt haben und endlich wieder draußen sind. 
Es ist gar nicht so schön wie im Wetterbericht angekündigt, ich schaue noch in die App, ob Gewitter kommen könnten. Scheint nicht so, also weiter zum Bus und von dort weiter zu Fuß.Heute ist kein stau bei der Kasse, wir fahren runter zum Kleinkinderbereich. 
Dem Mädi ist das Wasser noch zu kalt, also ziehen wir im großen Bad herum, landen im wärmeren Kinderbecken, gehen weiter zum Sandspielplatz, schaukeln und kehren wieder zum Platz zurück. Das Mädi isst und trinkt und macht eine volle Ladung in ihre Badehose, will sich aber weder richtig wickeln noch abduschen lassen. Im Endeffekt stehen wir im Damen-WC und ich wische ihr im Stehen den Popo aus. Kleinkinder....
Danach schmeißt sie sich aber doch noch in's Wasser und will dann auch nicht mehr raus. 
Herr Hase fragt gegen Mittag an, ob ihr Essen vorbereiten soll. Ich schreibe zurück, dass wir noch länger bleiben, gegen 13:30 kann ich sie endlich in den Buggy setzen, aber auch nur deswegen, weil sie zu müde ist um sich zu wehren. Kleinkinder...
Gegen 14 Uhr sind wir zu Hause, das Mädi ist inzwischen im Buggy eingeschlafen, Herr Hase legt sie in ihr Bett. Ich esse einen Salat und wasche Wäsche. Vorher muss ich allerdings noch die Badehose des Todes säubern....
Gegen 16 Uhr muss das Mädi wieder aus dem Bett, wir haben auch so abends schon Theater genug. Sie ist nicht sonderlich glücklich darüber, ich höre ein "Mama, geh weg". Kurz dach sagt sie zu mir: “Jetzt gehen wir tanzen.“ Okaaay.....
Wir beschließen um die Ecke Pizza zu essen, allerdings ist das Lokal voll und der Kinderstuhl besetzt, also nehmen wir die Pizza mit nach Hause. Das Mädi kriegt zwischendurch einen Rappel, wahrscheinlich hat sie sich in die Finger gebissen und muss unbedingt kuscheln.  Melone essen geht dann nur auf meinem Schoss, danach kleben wir beide.
Herr Hase und sie gehen dann noch Laufrad fahren, drei Minuten später hör ich sie durch das geschlossenen Fenster brüllen, da hat jemand einen Köpfler gemacht. Das Mädi weint und klagt länger, wir können aber keine offensichtliche Verletzung erkennen, also wird beruhigt, gekuschelt und Buch vorgelesen.
Mir kommt vor, als würde sie hinken, aber wir warten bis morgen und entscheiden dann, ob wir mit ihr ins AKH fahren.
Vorlesen, Milch reichen, Zähne putzen, hinlegen, vieles geht nur mit Protest. Während Herr Hase sie einschlafbegleitet, klappe ich mein prähistorisches Notebook auf, ich muss bald meine Daten sichern und das Ding verschrotten. 
Dabei stoße ich noch ein volles Glas Wasser um und kann den Esstisch trocken legen. 
Jetzt ist schon eine Woche Urlaub rum, die Zeit vergeht wie im Flug. 

Donnerstag, 4. Juli 2019

Tag 2194 - Urlaubsedition

Tag 2193 und 2194 viel auf dem Wasserspielplatz verbracht. Das Mädi lässt sich nur schwer überzeugen, dass wir auch mal wieder nach Hause gehen sollten. 
Abends einen Kinderarzttermin gehabt, es steht eine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung an. Alles unauffällig, das Mädi bekommt noch eine Zeckenimpfung und fertig. Allerdings heult sie, wenn beide Elternteile anwesend sind, gerne rum, tagsüber komme ich gut mit ihr zurecht und voran, abends wird sie zickig. 
Es gibt nach dem Kinderarzt nur noch eine Milch und dann ab ins Bett,in den Schlafsack muss ich sie zwingen, Zähne putzen lassen wir heute aus, so wie sie drauf ist. Ich bin auch müde, selbst wenn ich mittlerweile auch bis sieben schlafe.
Für morgen ist wieder ein Besuch des Freibads geplant, in unserer zweite Urlaubswoche ist es vermutlich vorbei mit dem Badewetter. 

Dienstag, 2. Juli 2019

Tag 2192 - Sechs Jahre nach der Diagnose


Vor sechs Jahren sind mein Leben und meine Welt zusammengebrochen. Aus den Trümmern habe ich mir eine neue Helga gebaut, es sind viele Teile wiederverwendet worden. So wie vorher will ich nicht mehr sein.
Der Krebs hält Abstand, dafür gibt es andere Baustellen.
Fazit: Hurra, ich lebe noch!
Die Frage nach dem Warum aber bleibt.

Montag, 1. Juli 2019

Tag 2191 - Rheumatologin

Früh aufgewacht, aber so kann ich wenigstens noch ein bisschen was ohne Mädi machen.
Die schläft dann aber auch nicht mehr lange, die Müllabfuhr muss heute ganz besonders laut piepsen. 
Wir packen unsere Sachen zusammen und gehen in's Freibad. Noch vor ein paar Jahren hätten mich keine zehn Pferde dorthin bekommen, heute aber gehen wir gerne in den Kleinkinderbereich. 
Das Mädi ist auch kaum mehr aus dem Wasser zu bekommen, die Abfahrt gegen Mittag wird anstrengend. Sie hat Trauben geschenkt bekommen, will noch mehr davon und auf gar keinen Fall heim. 
Und: Nur weil ich selbst ein Kind habe, kann ich trotzdem andere Kinder so richtig scheiße finden. Ich werde nie ein Diplomat werden. 
Wir rollen in der Mittagshitze heim, das Mädi schnarcht unter dem UV-Tuch, ich sehe zu Hause, dass ich eine knallrote Birne hab - einmal abkühlen bitte.
Nach der Mittagspause gehe ich weiter zur Rheumatologin. Was soll ich sagen? 
Dass ich kein Rheuma habe, wussten wir doch eh schon. Ganz mein Fall ist die Dame nicht, ich hätte sie auf Holländisch (das sie nebenbei mit ihren Kindern am Telefon spricht) wohl auch besser verstanden. Eine Überweisung für ganz viele Laborauswertungen bekomme ich mit und dem Hinweis, dass a) mein Gangbild nun wirklich nicht normal ist b) meine Sprache so klingt, als wäre meine Zunge manchmal zu groß. 
Mir fällt dazu nichts mehr ein.

Drei Minuten vor der Haustür erwischt mich das Gewitter, ich werde aber dank der Bäume nur wenig nass. 
Das Mädi freut sich, als ich bei der Wohnung reinkomme, ich stecke sie gleich unter die Dusche, Herr Hase spielt mit ihr und ich erledige in der Zwischenzeit noch Zeugs.
Nein, das macht mich alles nicht sehr glücklich. Morgen ist der Jahrestag der Diagnose, ich ziehe mich in mich zurück und bin still.