Ich habe gestern den Wecker eine halbe Stunde
später gestellt, also auf 6 Uhr. Kurz davor wache ich ausgeschlafen auf,
schleiche mich aus dem Schlafzimmer, aber nicht ohne meiner Tochter über den
Kopf zu streichen. Die Katze kriegt ihr Leckerli, ich drücke mir einen Kaffee
runter und gehe ins Bad, mache das Fenster im Kinderzimmer auf zum Lüften. Ich
bin schnell fertig, verpasse aber um ca. 30 Sekunden meinen Bus, sehe in der
App nach, wann die nächste Verbindung fährt. Ich müsste minutenlang auf dem
Gehsteig herumstehen, also fahre ich mit dem anderen Bus die entgegen gesetzte
Richtung runter und nehme die Ubahn. Immer in Bewegung bleiben.
Kurz nach sieben komme ich in der Firma an.
Heute zermürben sie mich, das muss ich wirklich zugeben. Die eine Hälfte ist
Schifahren, die andere erscheint nur vereinzelt zu den Meetings. Wenigstens
eine nimmt sich der Themen an, beim nächsten Meeting will ich auch den Kopf auf
den Tisch legen. Speziell mein administrativer Chef kriegt heute einen Orden.
Mir fällt erst in der Arbeit auf, dass sich mein Kunstlederjäckchen auflöst.
Auch wenn ich in der IT arbeite, so will ich doch immer adrett aussehen, auch
wenn ich freitags als Gruftie/Metaller gehe. Ich versuche also die
abblätternden Stellen zu verbergen, das Teil war aber eh nie so ganz mein Fall,
kein großer Verlust also.
Mittagessen mit zwei Kollegen, die auch nicht
unbedingt glücklich sind. Heute hat’s was. Meine Augen tränen immer wieder, ich
kenn das schon, das ist ein Anzeichen, dass der Stress, die Anspannung runter
kommt.
Ich fühle mich den ganzen Tag über nicht wohl.
Der Radiologe hat zwar gesagt, es sieht alles gut aus, aber das ausstehende
CT-Ergebnis belastet mich. Es ist viel für so einen einzelnen kleinen Menschen.
Den Nachmittag hauptsächlich mit Nachlaufen
irgendwelcher Informationen verbracht, kurz vor vier gehe ich heim. Ich mag
beim Mädi sein, auf Sport verzichte ich auch, in den Semesterferien gibt es nur
ein reduziertes Programm und die heutige Einheit ist zu spät für mich. Man kann
es sich auch schönreden.
Kurz beim Supermarkt reingeschaut, ein paar Dinge
besorgt und weiter nach Hause. Da ist aber keiner, ein paar Minuten später
kommt ein heulendes Mädi mit dem Papa heim. Herr Hase berichtet, dass das Mädi vormittags
bei der Tagesmutter war, ansonsten aber unausstehlich ist. Wir spielen, da ist
sie ganz ausgeglichen. Kurz Elternteilzeitpläne besprechen, bald muss ich der
Firma bekanntgeben, wie ich das handhaben möchte. Abendessen, Wäsche zusammenlegen,
heute schau ich YT-Videos zum Thema „Longbob“. Wahnsinn, welcher Aufwand da
betrieben wird, dazu bin ich viel zu faul. Ich lackiere meine Nägel in der Farbe Bahama Mama oder so. Ist für die Arbeit aber doch eine Spur zu dramatisch. Das hinige Jäckchen kommt in den
Müll.
Lesen, Schlafen. Alles sehr unspektakulär.
Lesen, Schlafen. Alles sehr unspektakulär.