Den Wecker hab ich auf 06:30 gestellt, damit
ich um sieben los kann, ich muss nüchtern sein, also gibt es auch kein
Frühstück. Ich werde natürlich vorher wach, bin aber gar nicht mehr nervös,
jetzt setzt der Autopilot ein.
Anziehen, losgehen, einmal quer durch Wien
fahren, ich kenne den Weg und kann ihn im Schlaf abspulen. Ich bin zu früh und
gehe den letzten Kilometer zu Fuß, gehen beruhigt mich immer.
Im Spital angekommen muss ich zuerst die Überweisungen
holen, und das dauert, vor mir eine andere junge Mutter, die sie zur Blutabnahme
schicken und die verzweifelt wiederkommt, weil dort so viele Menschen warten
und sie aber ihre Kinder bald wieder holen muss. Ich versuche beruhigend
einzugreifen und sage ihr, dass die Blutabnehmer wirklich schnell sind und sie
nach maximal 20 Minuten fertig ist. Ich kann ihre Not körperlich spüren, meine Antennen
sind in den letzten Tagen superscharf, es ist kaum auszuhalten.
Grad noch pünktlich komme ich zur Radiologie,
komme schnell beim CT dran, allerdings schicken sie mich wie auch voriges Jahr
zurück, die angebliche Kontrastmittelallergie. Ich lache sie im CT-Raum ein
bisschen aus, entschuldige mich aber gleich dafür, was die Sache nicht unbedingt besser
macht.
Dann doch zuerst zur Mammographie, die jedes
Jahr weniger schmerzhaft ist, dann zur Brustambulanz zurück. Dort werde ich
natürlich ordentlich verstochen und hänge ich 2,5 Stunden am Tropf, gut, dass
ich mein Tablet mithabe.
Nochmal zur Radiologe, die Sonographie steht
an, ich frage den Oberarzt, ob er einen Blick auf die Mammographie werfen
konnte, ja, es sehe gut aus. Auch beim Ultraschall findet er nichts, und er hat
wirklich sehr genau untersucht. Weiter zum CT, kein Kontrastmittel mehr trinken
müssen, hurra! Wobei das für mich Säufer noch das kleinste Problem war. Einmal,
zweimal, dreimal in dem Ding herumfahren, fertig. Im CT drinnen miese Flashbacks, von der Diagnose, von der Bestrahlung. Schwierig, die Luft anzuhalten, wenn man gleichzeitig schluchzen muss.
Eine halbe Stunde noch
beobachtet werden, das Kontrastmittel, Sie verstehen. Ich lese mein Bridget
Jones-Buch fertig und muss tatsächlich ein paarmal lachen.
Eins will ich aber deutlich sagen: Auch wenn die Abläufe halt nicht so das Gelbe vom Ei sind, das Personal ist so freundlich, emphatisch und zuvorkommend, die sind da wirklich dahinter.
Um 13 Uhr bin ich tatsächlich fertig, setze
mich in den Straßenbahn und spaziere dann zum Japaner. Zwischendurch hab ich schon
mal einen halben Liter Flüssigkeit reingekippt, das Kontrastmittel soll schnell
wieder raus. Im Lokal sitze ich neben zwei Mittfünfzigern und lassen Sie es
mich so sagen: Die haben es auch nicht leicht, nach jahrzehntelangen
Partnerschaften, amourösen Verstrickungen und erwachsenen Kindern. Witzig ist,
dass ich - aus boshafter Neugierde –
innerhalb von fünf Minuten draußen hatte, wie die zwei heißen und was sie
arbeiten. Aber keine Sorge, S., ich werde G. nichts von deinen Absichten
gegenüber L. stecken…
Ich bin aber trotzdem so verpeilt, dass ich
vergesse, der Kellnerin Trinkgeld zu geben, komme aber erst drauf, als ich
schon am halben Weg zur Ubahn bin. Ich bin komplett überfressen und brauche den
Verdauungsspaziergang, überlege kurz umzudrehen, empfinde das aber selbst als
lächerlich. Dummbeutel, ich halt.
Daheim ein entspanntes Mädi, ich gehe unter die
Dusche und wasche mir das Ultraschallgel und das Krankenhaus vom Körper. Danach
alles in die Waschmaschine werfen und dann beschäftige ich mich mit der
Kleinen. Herr Hase fühlt sich nicht gut.
Mittelspätes Schlafen gehen, davor erledige ich
noch viel im Haushalt, heute habe ich die Energie.