Samstag, 16. Juni 2018

Tag 1811 - Langzeitfolgen

Das Mädi ist unverändert anstrengend, mein lieber Schwan. Aber weil es hier ja als Krebsblog begann, gibt es hier auch mal wieder Krebscontent,

Ich habe damals, 2013, 6 Chemozyklen bekommen, jeweils im Abstand von 3 Wochen.
Epirubicin, Taxotere und von Anfang an Herceptin, das wurde bis Juli 2014 weiter verabreicht.
Ich denke in letzter Zeit oft über die Langzeitfolgen der Therapie nach, ich bin überzeugt, dass mich diese mein restliches Leben begleiten werden. Die Chemotherapie und vor allem Herceptin haben mein Leben gerettet, das steht für mich außer Frage. Dazu kamen noch OPs und die Bestrahlung.

Trotzdem - die Folgen sind da und werden auch von Jahr zu Jahr spürbarer:
  • Trockenes Haar
  • Trockene Haut
  • Trockene Augen (verstärkt durch das Lasern)
  • vermehrte Krusten- Schorf- und Borkenbildung in einem Nasenloch
  • Bläschenbildung (ähnlich wie entzündete Haut nach einer Rasur) im Kinnbereich
  • Taubheitsgefühl bei der betroffenen Brust
  • Stillen bei erkrankter Brust nicht möglich
  • Narbenschmerzen, speziell bei Wetterumschwüngen
  • Gelenkschmerzen 
  • Neuropathien, speziell in den Füssen, sie fühlen sich taub oder eiskalt an
  • Sonnenempfindlichkeit


Natürlich ist auch die psychische Komponente zu beachten, speziell in der ersten Zeit nach der Diagnose bzw. Therapie hatte ich große Angst vor einer Neuerkrankung, es braucht einfach Zeit, bis man sich wieder erfängt. Ich habe lange überlegt, ob ich mir psychologische Hilfe suche und habe auch zwei Jahre lang ein Antidepressivum genommen.
Die Fatigue war lange, lange Zeit meine Begleiterin, jetzt bin ich müde, weil ich ein düsiges Kleinkind habe.
Das Sprichwort: "Die Zeit heilt alle Wunden." ist für mich nicht ganz treffend, es heißt für mich: "Die Zeit heilt viele Wunden."
Ich habe nicht mit dem Krebs abgeschlossen, weil er zu meiner Geschichte gehört und weil ich mich durch die Krankheit auch verändert habe, positiv verändert, wie ich meine, aber ich habe ihn akzeptiert. Seine Brisanz hat er verloren, als Perdita und kurz danach mein Kater daran sterben mussten. Ich war zu dieser Zeit fertig mit Krebs. Leck mich am Arsch, ich will mit dir nichts mehr zu tun haben.

Heute ist die Krankheit nach wie vor nicht sehr präsent. Die Folgen der Behandlung spüre ich, ich bin mir auch sicher, dass die nicht besser werden, und manchmal ist da auch die Angst, dass ich nicht lang genug beim Mädi bleiben kann.
Aber ich glaube, nein, ich bin mir sicher, ich bin gut, wirklich sehr gut davongekommen, quasi mit einem blauen Auge.
Ich bin hier und ich will leben. Mehr zählt doch nicht, oder?