Donnerstag, 22. August 2013

Tag 52 - 2. Chemo

Nach einer grottigen Nacht fahre ich mit den Öffis ins Spital. Am Tag davor habe ich mit dem neuen Staubsauger meine Kopfhörer gekillt und die einzigen Nicht-Ear-Ins, die ich zu Hause gefunden habe, sind so schlecht, dass ich auf’s Musik hören verzichte.

Ich komme gegen 07:30 auf der Station an, setze mich vor die Tagesklinik und harre der Dinge. Die zuständige Schwester sieht mich, ignoriert mich aber.
Nach 20 Minuten kommt eine weitere Patientin, sie ist ein paar Jahre älter, auf den zweiten Blick sehe ich die Perücke. Wir warten gemeinsam, irgendwann fragt sie mich, die wievielte Chemo es bei mir ist.

Sie vermutet, es wäre die erste, da ich noch so viele Haare habe. Tatsächlich fängt mein Haar erst jetzt langsam an auszugehen.
Nach über 90 Minuten Warten kommt die Schwester zu uns, ich werde hineingerufen, erfahre, dass ich auf jeden Fall über Nacht hier bleiben muss und werde einem Zimmer zugeteilt.

Ich kriege meine Krankenakte in die Hand gedrückt und marschiere rüber in die Onkologie, vor jeder Chemo die gleiche Prozedur.
Ich werde schnell aufgerufen, der Onkologe (Zitat: “Bin hier nur Aushilfe”) kann mir aber nicht viel sagen. Gentest? – weiß er nicht, muss er nachfragen, am besten ich kläre das mit der Gyn.
Hallo? Es geht hier um mein Leben. Soll ich alle 5 Jahre hier sitzen, bis mich der Krebs endgültig erwischt?

Ich gehe zurück auf die Station, ziehe mich um, mein Port-a-Cath wird angestochen und es geht los mit den Infusionen.
Ich schlafe ein, irgendwann kommt eine der Psychologinnen, ich schicke sie aber wieder weg. Ich glaube nicht, dass sie mir
überhaupt jetzt helfen kann.

Als die Infusionen endlich durch sind, sitze ich draussen vorm KH auf einer Bank und schaue ins Grüne. Ich weiß nicht, was ich fühle.
Mir wird bald schlecht. Ich bekomme noch eine Infusion gegen die Übelkeit, es hilft aber nicht viel. Meine Zimmernachbarin sagt in gebrochenem Deutsch zu mir: “Nicht weinen, du musst stark sein.”
Es ist die Hölle, es ist meine persönliche Hölle.
Trotz Tabletten brauche ich noch lang um einzuschlafen.

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