Donnerstag, 19. Februar 2015

Tag 598 - Gentest

Als ich aus meinem Büro gegangen bin, hab ich mein Telefon in die Schreibtischlade gelegt.
Irgendwann denk ich wieder daran und nehm das Handy heraus, am Display scheint ein verpasster Anruf auf.
Ich sehe die Nummer und weiß, dass sie von der Humangenetik ist.
Mein Gentest ist endlich fertig.

Im November 2013 hab ich Blut abnehmen und ins AKH schicken lassen. Anfänglich war die Rede von 6 Monaten Wartezeit, im September 2014 hab ich mal nachgefragt, wie lange es noch dauert.
Jetzt, nach 15 Monaten Warten ist er da.
Ich hab sofort im Krankenhaus angerufen, die Termin-Dame ist nicht auf ihrem Platz und verspricht, gleich wieder zurückzurufen um die Befundbesprechung zu vereinbaren.

Das ist er nun, der Gentest.
Oft hab ich dran gedacht "Da sterb ich ja vorher, als dass der Test kommt".
Ich bin nicht gestorben. Aber das Ergebnis wird mir eventuell sagen, ob es möglich ist, wieder Krebs zu bekommen, daran zu sterben.
Ob ich eine tickende Zeitbombe in mir herumtrage.
Ob ich meine Brüste, meinen verbleibenden Eierstock entfernen lassen muss.

Ich will nicht darüber nachdenken, ich will mit meinen Kollegen essen gehen, Witze reißen, lachen. Leben.
Stattdessen sitz ich an meinem Tisch und versuche nicht zu weinen, keine roten Augen zu bekommen.
Da ist es wieder, das Gefühl. Gegen die Wand fahren. Ich will nichts wissen, ich will nichts spüren.

Der Termin findet nächste Woche statt.
Ich geh da nicht alleine hin, nur mit Herrn Hase oder meiner Mutter.
Urlaubstag eingereicht. Egal, wie das Ergebnis aussieht, ich brauche danach Zeit für mich.
Mein Chef fragt mich, ob gesundheitlich alles ok ist.
Ja, ich bin mehr oder weniger fit. Jetzt.


Wie soll ich ihm sagen, dass ich mich um mein Leben fürchte?

6 Kommentare:

  1. Ich drücke dir die Daumen, dass dich keine beunruhigenden Neuigkeiten erreichen. Positiv denken - dann klappt das - ich tue es für dich mit.

    LG, Haike

    AntwortenLöschen
  2. Ich hoffe Du hast einen guten, kompetenten Gesprächspartner der mit Deinen Ängsten und Befürchtungen gut umgehen kann.
    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du Dich nach dem Gespräch schnell wieder fängst und Dich mit Dir und Deiner Zukunft aussöhnst.

    lieben gruss
    sue

    AntwortenLöschen
  3. Nach 15 Monaten...
    Ich drücke dir so sehr die Daumen und wünsche dir, dass du tatsächlich einfach nur mit deinen Kollegen essen gehen, Witze reißen, lachen und leben kannst.

    AntwortenLöschen