Eine furchtbare Nacht.
Das Mädi meldet sich
immer wieder, zwischen zwölf und zwei ist sie wach, schreit, weint, wirft den
Schnuller immer wieder mit Schmackes auf den Boden und findet das alles sehr
lustig. Ich wandere schließlich ins Wohnzimmer aus, das Mädi schläft dann
irgendwann mit Herrn Hase im großen Bett weiter. Dort passt auch ihr Riesenhase
aka Hasi besser hinein.
Ich schlafdöse halt auf dem Sofa, wache kurz
vor dem Wecker auf. Heute verlasse ich nämlich eine halbe Stunde später das
Haus, ich muss zum Lendenwirbelsäulen-MRT. Ich bin aber eh so müde, dass ich
mir keinen Sorgen machen kann. Ich komme auch sofort an, die Untersuchung
dauert 10 Minuten, die Bilder bekomme ich gleich mit, der Befund wird
elektronisch zugestellt.
In der Firma angekommen, verbringe ich den
restlichen Vormittag mit Meetings und Netzwerkproblemen. Am frühen Nachmittag
schon kommt der Befund.
Und hier setzt sofort wieder die
Krebspatientpersönlichkeit ein: Oh Gott, was steht da jetzt drinnen. Sie werden
das möglicherweise als lächerlich empfinden, aber bevor ich den Befund öffne,
stelle ich meine Tasche für ein eventuelles sofortiges Verlassen der Firma
bereit. Aber ich bin doch einmal richtig gelegen: Es ist eine Arthrose. Lästig,
nicht so toll zu behandeln, aber kein Bandscheibenvorfall oder schlimmeres. Ich
werd mir wohl einen guten Orthopäden suchen müssen.
Da ein Meeting sehr spontan ausfällt, kann ich
dank der mitgeschleppten Turnsachen zum Sport gehen. Einmal Wirbelsäulengymnastik,
ich merk, wie steif ich in der erzwungenen Pause geworden bin. Beim Heimgehen
ein muskulärer Aussetzer oder was weiß ich, aber so schnell kann ich gar nicht
schauen und ich leg mich einmal volle Wäsch‘ auf den Gehsteig. Das ist mir ja lang
nicht mehr passiert. Ich sag noch: „Was war denn jetzt?“, richte mich auf und
meine Haube zurecht und gehe weiter. Die Peinlichkeit ist es weniger, es ist
mehr das linke Knie, das jetzt weh tut.
Im Supermarkt noch Zeuge eines filmreifen
Trotzanfalls geworden, die Eltern sehr souverän, das restliche Publikum belustigt
bis verständnislos.
Zuhause sieht mich das Mädi tatsächlich an und
ich bekomme ein Bussi. Heute war der Papa schon zehn Minuten weg, als sie bei
der Tagesmutter war und es soll gut gegangen sein.
Ich sichte mein Knie, oh, eine leicht blutende
Beule, interessant, dass die Sporthose kein Loch hat. Pflaster drauf, fertig.
Das Mädi heult den Rest des Abends immer wieder,
will dann nicht in den Arm genommen werden, es hilft nur Ablenkung. Man merkt
ihr aber an, dass sie nicht weiß, wo oben und unten ist, sie scheint etwas überfordert
zu sein. Das Abendprogramm zieht sich dann halt, Herr Hase bringt sie ins Bett,
in das auch ich bald verschwinde. Man gewöhnt sich mit der Zeit an den
unterbrochenen und wenigen Schlaf, aber geschlaucht bin ich trotzdem.