Mittwoch, 24. September 2014

Tag 450 - Randnotiz

Kleine Randnotiz:
Gestern sag ich zum Kollegen noch: "Ich halte mich nicht für einen typischen Löwen."

Heute bin ich das erste Mal seit Tagen (gefühlt: Wochen, Monate) ausgeschlafen.
Bin aktiv, laut und reiß so manchem ein bisschen den *rsch auf.

Miau!


Montag, 22. September 2014

Tag 448 - Lesen

Lesen ist wie Schlafen für mich, es gibt mir Frieden.

In der Badewanne liegend lese ich also spät aber doch "Sterben kommt nicht in Frage, Mama". Ich bin schon vor Monaten auf Amazon darauf gestoßen, war mir aber nicht sicher, ob die Geschichte einer jungen Alleinerziehenden zu mir passt.
Jetzt muss ich feststellen, dass das Buch sehr gut ist, ich habe in jeder freien Minute gelesen.
Fakt ist aber auch, dass die Autorin in der Zwischenzeit verstorben ist.
Es ist nicht gut ausgegangen. Es ist so sinnlos, diese Krankheit, dieser Krebs ist einfach nur sinnlos.

Auch wenn ich es schon vor der Lektüre wusste, dass sie bereits 2012 an einem Zweitkrebs gestorben ist, bin ich fassungslos zurückgeblieben und frage mich zum wiederholten Male: Kann man an den Lymphknoten wirklich so gut eine Tendenz ablesen?

Schreckt mich ihr Ende (es ist fast zynisch, die Autorin hieß "End")? Ja und Nein.
So könnte meine Zukunft aussehen.
Ich glaube aber nicht an so eine Zukunft für mich.
Meine Zukunft wird anders aussehen.
Ich behaupte das zu wissen - natürlich gerade jetzt. Vor der nächsten Kontrolle sieht man mich hier wieder herumweinen und mich fürchten.

Die beste Freundin fragt mich, ob mich die Beschäftigung mit dem Krebs (der anderen) nicht belastet.
Nein, tut sie nicht.
Gerade ist der Krebs weit weg von mir, nach der "bestandenen" CT-Untersuchung geht es mir gut.
Das Wetter spielt mit: Normalerweise eine alte Miesmuschel, aber kaum scheint die Sonne bin ich optimistisch. Ein Sommerkind eben.

Ich muss viel weinen, wenn ich erfahre, dass jemand es nicht überlebt hat.
Ich weine dann um Menschen, die mir zwar nie begegnet sind, es mir aber trotzdem so weh tut, dass sie viel zu früh gehen mussten. Dass der Kampf im Endeffekt nicht zum Erfolg geführt hat.
Aber trotzdem ist das etwas komplett anderes.


Btw: die Kur, die Kur, die Kur!
Die Beeinspruchung hat etwas genutzt und ich fahre nun in meine Wunscheinrichtung und es wird noch besser: Das Datum wurde so gelegt, dass ich alter Weihnachtsgrinch auch heuer Weihnachten schwänzen kann. Natürlich werde ich am 24. nach Hause fahren, aber das war's auch schon wieder.
Ha!

Dienstag, 16. September 2014

Montag, 15. September 2014

Donnerstag, 11. September 2014

Tag 437 - Der Arzt, dem die Frauen vertrauen*

Gestern "Servicetermin" beim Lieblings-OA, das erste Mal in seiner Privatordination.
Ein bisschen bin ich mir vorgekommen wie kurz vor einer Prüfung.
Was wird denn diesmal gefunden?
Im Behandlungsraum bin ich nervös, aber mein Arzt schafft es, dass ich mich sicher fühle.
Wie er das macht, weiß ich nicht, es ist einfach so.
Die Chemie passt.

Zuerst hab ich ihn nach meiner Fruchtbarkeit gefragt. Ich will keine Kinder, auch wenn mir die Entscheidung weh tut.
Wenn man sich aber meine Großmütter, deren Reproduktionsverhalten und meinen Zyklus nach der Chemo ansieht, drängt sich die Frage auf, ob und wie ich verhüten muss.
Der Gyn nimmt mir die Hoffnung auf Sorglosigkeit in diesem Fall und spricht von vererbter guter Fruchtbarkeit. Naja.

Dann geht es an's Eingemachte, ich frag ihn während der Untersuchung, ob es wirklich, ja wirklich keinen Zusammenhang zwischen bereits rausgeschnittener Zyste und Krebs gibt, da sagt er doch glatt: "Apropos Zyste."
Im Ultraschall ist am verbliebenen Eierstock eine riesengroße Zyste aufgetaucht, sie schaut zwar unverdächtig aus und kann auch eine Eisprungzyste sein, aber man muss es natürlich weiter beobachten.
TÜV nicht bestanden, wieder nicht.
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich mag nicht mehr!

Im Vorzimmer warten Frauen mit scheinbar normalen Leben, mit Babybauch und Dr.-Titeln.
Ich fühle mich wie ein Versager. Kein abgeschlossenes Studium, keine Kinder, nicht gesund.
Das tut dann weh. Ich weiß, Vergleich macht immer unglücklich.
In dem Moment kann ich aber nicht anders, ich sehe die vermeintlich perfekten Biographien vor mir sitzen und frag mich, was bei mir falsch gelaufen ist.
Aber diese Hirn-Spielereien bringen nix.
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Hätt i, kannt i, dad i, war i.

Jetzt mag ich nicht mehr Trübsal blasen. Ich kann den Ist-Zustand nicht ändern.

*Zum Titel: Diese Serie habe ich in meinen 20ern immer geschaut, wenn ich am Vormittag zu Hause war. Herrlich entspannend.

Dienstag, 9. September 2014

Tag 435 - Nachsorge, die erste

Gestern war meine erste Nachsorgeuntersuchung.
Zu Beginn gleich die Mammographie, ich wurde sofort aufgerufen, das Personal hat mich wie ein rohes Ei behandelt.
Die Untersuchung an sich war auch kein Spaß, links war es ja kein kleiner Eingriff und das Einspannen zwischen den Platten tat auch ziemlich weh.
Aber es lässt sich ja nicht vermeiden.
Die RTAs und Ärzte waren aber wirklich vorsichtig und haben sich sichtlich bemüht.

Dann gleich ein paar Räume weiter zur Sonographie. Der Radiologe, der reinkommt, ist noch jünger und - wieder einmal - ziemlich betroffen von meiner Diagnose.
Und von meinem Alter.
Er schallt los und sagt schließlich: "Keine Veränderung zur letzten Sonographie, auch die Mammographie schaut schön aus."
Ich hab mich am Vortag so sediert, dass ich weder Angst noch Freude richtig spüre.
Aber ich denke, es wundert dort niemanden, dass ich etwas reaktionsverzögert bin.

Weiter zum CT.
Dort auch die RTs ganz, ganz lieb, sie stellen einen Krug mit Kontrastmittel vor mich hin und nach einer Stunde komm ich dran.
Drinnen wartet schon ein Oberarzt, der sich nach meiner Kontrastmittel-Unverträglichkeit vom Staging erkundigt und mir etwas spritzt, damit
es diesmal zu keiner Reaktion kommt.
Dann geht's los, ein paar Atemkommandos und ich bin auch schon wieder fertig.
Draußen muss ich noch ein bisschen warten, weil sie sicher gehen wollen, dass ich das Kontrastmittel diesmal vertragen habe.
Außer ein bisschen Jucken passiert auch nichts.
Noch einen Termin zur Befundbesprechung vereinbaren und ich kann nach Hause gehen.
Grenzwertig finde ich es aber, dass auf der Zeitbestätigung alle Untersuchungen stehen, die ich an dem Tag gemacht habe - ich bin mit dem Edding drüber gegangen. Mein Arbeitgeber weiß, was Sache ist, aber so genau muss es dann doch nicht sein.

Daheim angekommen wache ich wieder auf aus meiner Betäubung.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Putzen und Type O Negative hören, ist beides nötig.
Angst? Nein.

Das noch ausständige CT-Ergebnis ist im Hinterkopf, mehr (noch) nicht.

Donnerstag, 4. September 2014

Tag 430 - Komisch

Es ist schon komisch, ich kann wohl nie zufrieden sein.

Ich sollte froh und auch dankbar sein, dass die Pensionsversicherungsanstalt (das heißt in Ö wirklich so ;)) mir die Kur bewilligt hat.
In dem in Beamtendeutsch verfassten Schreiben steht auch: "Wir erlauben uns darauf hinzuweisen, dass für Sie ein begehrter Platz in einer Therapieeinrichtung reserviert wurde. Sie werden ausdrücklich ersucht, das Heilverfahren für den vereinbarten Zeitraum anzutreten..."
Mein Gedanke: "Ich hatte aber auch eine unbegehrte Krankheit."

Ich liebe diese altmodische Sprache ja, auch die Abschiedsformel herrlich: "Mit vorzüglicher Hochachtung", Schade, dass man das heute nicht mehr so verwendet.
Der Vater meines Ex-Freundes hat am Telefon bei der Verabschiedung immer "Meine Verehrung" gesagt - das war so nett.

Wie auch immer: Kaum ist die Bewilligung da, bin ich schon daran, sie zu "helgaisieren".
Das heißt: Die Mühlen, doch an meinen Wunschort zu kommen, mahlen bereits.

Ich habe erst heute einen Blog entdeckt, wo es um etwas ganz anderes geht, trotzdem betrifft mich dieser Satz so sehr:
Nur glücklich war sie nicht.
"Ich hatte das Gefühl, dass das Leben an mir vorbeizieht." Hinwerfen wollte sie deshalb schon ziemlich oft. Endlich einmal etwas ganz anderes machen, daran hat sie häufig gedacht. Und doch hat sie sich immer wieder dagegen entschieden. Es hat lange gedauert, aber heute hat sie ihr Leben komplett umgekrempelt und sagt rückblickend: "Ich weiß nicht, wovor ich Angst hatte.
Quelle: spiegel.de 

Was das mit meiner Kur zu tun hat?
Nichts und doch alles.
Nie zufrieden sein.

Wenn ich wirklich ehrlich sein will, dann müsste ich meinen Job auch hinhauen.
Es ist langweilig.
Was mich hält? Nicht zu wissen, was ich sonst tun soll und ein sicheres Gehalt sind schon mal starke Argumente, nicht aufzustehen und "Tschau mit au" zu sagen.

Es ist komisch. Ich bin nie mit dem zufrieden, was ich habe.
Halt! Herr Nase und die Herren Katzen sind sehr oft bis immer davon ausgeschlossen.








Mittwoch, 3. September 2014

Tag 429 - Kur bewilligt

Eigentlich toll, nur leider nicht in meiner Wunscheinrichtung.
Wenn es nach der Pensionsversicherungsanstalt geht, komm ich für 22 Tage nach Oberösterreich und nicht ins Burgenland.

Ich werd mich mal schlau machen, ob ich das beeinspruchen kann...

Dienstag, 2. September 2014

Tag 428 - Garantiert

Im Grunde ist das hier ein Füllpost. Oder ein Lebenszeichen.
Es geht mir so lala, ich schlafe mal gut, dann wieder schlecht, was bei mir furchtbar an die Substanz geht.
Das nasskalte Wetter lässt mich meine Narben spüren, es ist nicht so toll, wenn man in einem Raum voller Jungs sitzt und sich am liebsten die schmerzende Brust halten würde.

Ich tauche durch meine Tage. Der Alltag hat mich wieder.
Jeden Tag marschier ich in's Büro, sehr gesprächig bin ich noch immer nicht, aber nicht mehr ganz so sprechfaul wie in den letzten Wochen.
Die neueste Erkenntnis:
Kick offs haben etwas von einem Treffen der Anonymen Alkoholiker. Jeder sitzt etwas ratlos herum und sagt, was er macht.
"Mein Name ist Helga, ich komme aus der Abteilung X und kümmere mich um..."

Auf den Nebenkriegsschauplätzen sieht es so aus, dass ich mich selbst auf Diät gesetzt habe und nicht sehr glücklich darüber bin.
Aber so geht's nicht weiter, ich hab seit der Diagnose gute 4-5 Kilo zugenommen. Schaut nicht toll aus.
Einer meiner Kollegen stellt einen Platz weiter eine Bonboniere und eine Roulade hin.
Wie nett *grml* Aber ich bin standhaft. Hoffentlich noch länger.
Schön, dass heute meine Sportkurse wieder los gehen.

Heute morgen war ich im Labor zur Blutabnahme, nachdem ich es gestern komplett vergessen habe.
Ich habe den Kopf so weit nach rechts gedreht wie es gegangen ist, sonst wär ich vom Sessel gerutscht. Beim Aufstehen war mir etwas schummerig,

Nächsten Montag ist der erste Nachsorge-Termin.
Jetziger Gefühlszustand: "Wenn da was wächst, kann ich es jetzt eh nicht ändern. Dann soll's wohl so sein."

Angst? Die kommt noch. Garantiert.