Dienstag, 26. November 2013

Tag 148 - Schneetreiben

Und plötzlich schneit es.


Ich muss die Welt durch ein Katzennetz betrachten, zumindest aus dem Wohnzimmer.

Montag, 25. November 2013

Tag 147 - Dunkle Tage

Dunkle Tage, drinnen und draussen.

Es fällt mir momentan sehr schwer meine Gedanken zu formulieren, die Angst lähmt mich.

Ich dachte, nach der 6. und somit letzten Chemo würde es mir besser gehen, leider war das ein Irrtum.
In etwas über 2 Wochen steht die Operation am Programm und ich muss oft davon träumen, denken und reden. Ganz ehrlich: Ich hab eine Scheiß-Angst vor dieser OP.
Oft will ich meinen Kopf einfach nur gegen den Tisch schlagen, damit das alles aufhört.
Vor Wochen bin ich draufgekommen, dass ich jetzt oft summe um die Gedanken in meinem Kopf nicht wahrnehmen zu müssen.

Die letzte Chemo war auch die anstrengendste, Kotzerei inklusive. Mein Körper will diese Behandlung einfach nicht mehr, es hat diesmal auch gedauert, bis ich wieder halbwegs normal essen konnte.

Vorige Woche hatte ich den Gentest, vor der Blutabnahme fand ein langes Beratungsgespräch mit dem Genetiker, meiner Psychologin und einer Gyn-Oberärztin statt.
Vor dem Termin habe ich noch mit meiner Psychologin gesprochen, sie meinte, es wäre vollkommen normal, dass es mir so schlecht geht.
Diese OP schwebt wie ein Damoklesschwert über mir.
Aber im Moment ist alles ein Damoklesschwert für mich.

Nachdem die Gyn bemerkt hat, wie viel Angst ich vor der Operation habe, hat sie den Radiologen angerufen um sich die Bilder anzusehen. Ich werde definitiv nicht ohne Brust aufwachen, im Falle einer notwendigen Amputation wird sie gleich bei der Operation mit dem Aufbau beginnen.

Jeder Termin im Krankenhaus wirft mich zurück.
Am Tag vor dem Gentest hatte ich OP-Planung, mein Wunschoperateur ist zum OP-Termin im Ausland. Also wird mich die Ärztin operieren, die schon Lymphknoten und Fibroadenom gemacht hat.
Da ich an Brust und Eierstock operiert werde, muss ich schon einen Tag vorher einrücken. Ich hasse Krankenhäuser und bekomme relativ schnell einen Lagerkoller.
Minimum 48 Stunden nach der OP muss ich bleiben.
Wenigstens der Turmormarker für den Eierstock ist in Ordnung, wahrscheinlich ist es wirklich nur eine Zyste.

Ich will mich hinter meinen langen Haaren verstecken, nur da sind schon seit langem keine langen Haare mehr.






Freitag, 15. November 2013

Tag 137 - 6. Chemo

Seit heute morgen bin ich wieder zu Hause.
Es war die letzte Chemo, jetzt wird noch operiert und dann weitergesehen.


Ich will sowas nie wieder durchmachen müssen.

Montag, 11. November 2013

Tag 133 - Wahrscheinlichkeiten

Jaja, Hochmut kommt vor dem Fall.
Nachdem ich am Donnerstag noch eine dicke Lippe riskiert habe, hat's am Freitag


gemacht.
Ich war in der Krankenhaus-Ambulanz wegen meiner Eierstock-Zyste, die sich nicht von selber verabschieden will.
Eh von Natur aus der worst case-Erwarter hat mich diese Kontrolle so ziemlich nach hinten katapultiert.
Nein, keine neue Horror-Diagnose, aber es muss bei der Brust-OP im Dezember mitoperiert werden.
Der Oberarzt - wieder ein neuer - hat mich auch noch zur Tumormarker-Bestimmung ins Labor geschickt. Eierstockkrebs ist es zwar wahrscheinlich nicht, aber nachdem auch der Knoten in der Brust lange als harmlos vermutet wurde, trau ich Statistiken nicht mehr.

Ich weiß, bei meiner Ersterkrankung wollen sie auf Nummer Sicher gehen und wahrscheinlich ist es nur eine Einblutungszyste bzw. Endometriose, aber mir geht der Arsch auf Grundeis.
Sie werden ggf. auch den betroffenen Eierstock entfernen, das ist ok, ich brauch das Ding nicht mehr.
Aber jetzt auch noch Eierstockkrebs, das pack ich nimma.
Ich weiß nicht, was ich dann mach.

Seit diesem Termin zieh ich mich zurück, ich ziehe mich in mich selbst zurück, verschwinde mit meinem Notebook ins Bett und gucke Serien.
Mein Mann ist da, aber er kann mir auch nicht helfen. Ich will nicht darüber reden, ich will nicht daran denken.
Ich will nicht mehr krank sein, ich will wieder Haare, die auch halten, ich will wieder mein normales Leben.

Am Freitag hatte auch eine Freundin Geburtstag, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, irgendwann gab es keine gemeinsamen Anhaltspunkte mehr, lose sind wir über Facebook und sms in Kontakt geblieben, haben uns Geburtstagswünsche geschickt.
An meinem Geburtstag im August kam also wieder eine Nachricht von ihr mit der Frage nach einem Treffen. Ich hab darauf nicht groß reagiert, hab mich nur bedankt.
Am Freitag habe ich ihr meine Wünsche geschickt, zurück kam die Frage wie es mir geht.
Ich hab geschrieben, dass ich im Moment gesundheitlich angeschlagen bin und daher nicht auf die Treffensanfrage reagiert habe. Bis heute (08.02.14) kam keine Antwort.

In Wirklichkeit ist es so, dass ich nicht Angst habe jemandem weh zu tun. Ich habe Angst, den Ernst der Lage an der Reaktion der Anderen sehen zu müssen.

Donnerstag, 7. November 2013

Tag 129 - Wiedereröffnung

Heute ist ein besonderer Tag.

Kurz nach der Diagnose war noch nicht klar, ob der Krebs schon gestreut hat oder nicht.
Während dieser Zeit zwischen Untersuchungen und Befunden bin ich eines Morgens an der Bushaltestelle gestanden um mich mit meiner besten Freundin zum Frühstück zu treffen.
Gegenüber von dieser Bushaltestelle ist ein Lidl, der seit Juni umgebaut wird und daher geschlossen ist.
Ich weiß noch, es war ein heißer Juli-Tag, endlich wurde es Sommer.

Und dann hab ich das Transparent auf der Baustelle gelesen:
"WIEDERERÖFFNUNG 07.11.2013, 07:30 UHR"
Vom Prospekt abfotografiert, weil ich zu faul war um hinzulatschen ;)

Diesen Tag wollte ich unbedingt noch erleben.

Heute ist dieser Tag, der 07.11.2013, ich war nicht bei der Eröffnung dabei, weil ich arbeiten gegangen bin.
Der Krebs hat nicht gestreut, in einer Woche hab ich die 6. und voraussichtlich letzte Chemo.

Allmählich hab ich genug von der Krebs-Scheiße, es dauert für mich schon zu lange.
Mir reicht es, keine Haare zu haben, die Kurzatmigkeit, die trockenen Augen.
Mir stinkt diese Krankheit schon so.
Der Krebs nervt mich schon mehr als er mich ängstigt, das heißt für mich, dass ich ihn nicht mehr so ernst nehme, mich schon in Sicherheit wiege.
Das Wort "trügerisch" blitzt dann in meinem Hirn auf.

Noch schleppe ich den Tumor in meiner linken Brust mit mir herum, noch habe ich nicht den ärztlichen Stempel "GEHEILT" auf mir. Noch muss ich eine Chemo über mich ergehen lassen, eine OP überstehen und dann  - falls brusterhaltend operiert wird - ein paar Wochen Bestrahlung drauflegen.

Woher nehme ich also das Pseudo-Wissen [ACHTUNG: trügerisch] her, dass alles gut geht?
Keine Ahnung, es ist einfach da. Es muss wohl da sein, um weiterzumachen, jeden Tag aufzustehen, die Nebenwirkungen und Einschränkungen in Kauf zu nehmen und mein Leben so normal wie möglich zu leben.

Beim Krankenhaus-Unterlagen einordnen, spritzen mir die Tränen nur so aus den Augen.
Ich will es endlich hinter mir haben.
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit dieses Lied von Lacrimas profundere entdeckt und zur Durchhalte-Parole erklärt:


Samstag, 2. November 2013

Tag 124 - 4 Monate

Vor genau 4 Monaten habe ich die Diagnose Brustkrebs bekommen,
4 Monate, in denen ich eine OP, eine Portimplantation und 5 Chemos hinter mich gebracht habe.

4 Monate, in denen sich Angst und Hoffnung abgewechselt haben.