Dienstag, 24. Dezember 2013

Tag 176 - Frohe Weihnachten!

Mir fehlt das Verständnis für Weihnachten.

Dieses Jahr mache ich daher das erste Mal in meinem Leben, was ich will, nämlich: nix.

Während mein Mann den Kilometer hoch zu seiner Mutter geht, bleib ich zu Hause und werd die eine oder andere Folge American Horror Story schauen, Bubbles spielen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen.
Das ist mein Christmas in Vienna.

Wer es anders hält und Weihnachen feiert:

Bild von www.vc-sonntagsfahrer.at


Samstag, 21. Dezember 2013

Tag 173 - Superman Sam: What I'm Missing



Superman Sam: What I'm Missing: On Friday morning, Sam woke up with a headache and nausea. He was vomiting a little, and we weren't quite sure what the dark spots in hi...

Freitag, 20. Dezember 2013

Tag 172 - Frei

Nur kurz, ich bin noch nicht fähig, ganze Sätze zu formulieren.
Die Histologie ist fertig.
Die Chemo hat den Krebs soweit gekillt, dass er bei der OP nicht mehr auffindbar war.

Ich bin krebsfrei.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Tag 170 - Rückkehr

Nachdem ich das Wochenende bereits zu Hause war, musste ich am Montag zur Kontrolle ins Krankenhaus, die operierte Brust wurde für in Ordnung befunden.

Schon bei der Heimfahrt war mir komisch zumute, ich hab mich eigenartig schlapp gefühlt. Daheim angekommen hab ich Fieber gemessen, erhöhte Temperatur, Anruf im Krankenhaus, die sagen, ich soll wieder kommen.

2 (grauenvolle) Tage war ich wieder dort, heute hab ich mich mehr oder weniger selbst entlassen.
Krebs und Konsorten können schon nervig sein.

Ich bleib jetzt zu Hause, komme was wolle.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Tag 162 - Vorabend

Morgen wird operiert, ich bin seit heute morgen im Krankenhaus.
Auf den letzten Metern kommt ziemliche Angst bei mir hoch.

Wie viel werden sie wegschneiden müssen?
Ist die Zyste nur eine Zyste oder etwas, das ich gar nicht benennen will?
Muss ich lange im Krankenhaus bleiben?

Eine Operation bleibt eine Operation, in meinen schlimmsten Albträumen.. nein, ich will es gar nicht schreiben.

Also, wünscht mir Glück!


Freitag, 6. Dezember 2013

Tag 158 - Monotherapie

Gestern war ein Krankenhaus-Tag, meine erste Monotherapie stand an.
Nach einer Stunde Fahrzeit bin ich endlich im Spital angekommen und durfte erstmal warten. Wie immer.
Nach der Aufnahme kam gleich die OÄ um sich die Zyste anzusehen. Das Drecksteil ist noch da und muss mitoperiert werden, d.h. ich muss einen Tag vor der OP einrücken.
Nicht schön, aber auch nicht zu ändern.

Danach bin ich wieder in die Fänge eines ungeübten Jungarztes geraten, er hat mir bei der letzten Chemo meinen Port falsch bzw. schlecht angestochen, auch diesmal hat er es zweimal versucht, mit dem Ergebnis, dass es nicht nur weh getan, sondern auch nicht mehr funktioniert hat.
Ich hab dann einen Zugang am Arm bekommen, bei Herceptin nicht tragisch, bei meiner Chemo hingegen wär es für die Venen verheerend gewesen.

Danach ging es zur Onkologie rüber, auch für die Antikörper-Therapie muss man zum Onkologen, was diesmal aber flott ging. Noch schnell ein Weckerl gekauft und schon rüber zum MRT.
Ich hatte das Hemd verkehrt an, also dort vor der Röhre beinahe nackt nochmal umziehen.
Durch die vielen Untersuchungen ist mir total egal, ob man mich nackt sieht oder nicht, aber ich war auch vorher nicht so gschamig (Übersetzung: schamhaft).
Die Mütze vor dem MRT runterzunehmen war trotzdem eine Überwindung, im Nachhinein war es aber gut, da mir in der Röhre ziemlich warm geworden ist.

Gegen 14 Uhr kam endlich die Infusion, die eine Stunde gelaufen ist, dann wieder warten auf die Entlassungspapiere.
Ein Facharzt hat sich dann noch meinen Port angesehen, ihn für in Ordnung befunden und die Order gegeben, dass ihn in Zukunft KEIN Jungarzt mehr anstechen darf.
Keine 12jährigen Ärzte also mehr. Grmpf.

Klinge ich gefrustet?
Ich war, als ich um 17 Uhr endlich daheim angekommen bin, so fertig, dass ich in Tränen ausgebrochen bin.
Wer mag denn sowas lesen? Hier gibt's doch nur Krankheit, Tod.
Dabei fühl ich mich gar nicht die ganze Zeit schlecht oder verzweifelt, aber diese Krankenhaus-Termine erinnern mich zu überdeutlich daran, was ich die übrige Zeit versuche zu unterdrücken.

In 4 Tagen muss ich wieder ins Krankenhaus, in 5 Tagen werde ich operiert, an Brust und an Eierstock. Beides links, sinistra.
Sinister wird auch mit "unheilvoll" übersetzt.
Hoffentlich kein schlechtes Omen.





Dienstag, 3. Dezember 2013

Tag 155 - Warum

Mich lässt der Tod meiner Kollegin nicht los.
Sie hatte kein leichtes Leben, ihre Mutter ist früh gestorben, sie musste sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern und hatte deswegen 2 Jobs.
Ringsum erkranken bzw. sterben junge Menschen an Krebs. Woran liegt das? An Umweltgiften, Tschernobyl, Medikamenten, Nahrung etc.?
War ich ein schlechter Mensch?
Hatte ich ein (zu) unglückliches Leben?
War es die furchtbare Firma, die wahnsinnige Nachbarschaft?
Hab ich es verdient?
Werd ich den Krebs überleben? Was kommt dann? Ein neuer Krebs?

Ich habe zu Hause nichts erzählt von meiner Arbeitskollegin.
Mein Mann hat seit dem Wochenende die Grippe und pfeift aus dem letzten Loch. Ich will da nicht noch eine zusätzliche Last sein, ich habe unbemerkt im Badezimmer geweint.

Mein Abteilungsleiter hat mir im längeren Gespräch gesagt, dass ich bewundernswert mit der Krankheit [Krebs] umgehe.
Die Menschen nennen meinen Umgang mit dem Krebs tapfer, mutig, offen.
Aber Leute, was soll ich denn anderes tun?
Soll ich mich verkriechen? Mein Leben muss weitergehen.

Nicht in die Arbeit zu gehen, würde mich bedeuten w.o. zu geben vor diesem Krebs. Er hat mir schon so viel geraubt, Gesundheit, Haare, Lebenszeit, Unbeschwertheit, Geld...
Meinen Job kriegt er nicht, mich kriegt er nicht.

Montag, 2. Dezember 2013

Tag 154 - Fatigue

Am Krebs ist alles nervig, der Haarausfall, die Verdauung rebelliert, Wasseransammlungen in Beinen und Händen.
Hitzewallungen sind selbst im Winter nicht angenehm.
Weil meine Augen so trocken sind, trage ich seit Wochen keine Kontaktlinsen mehr, dafür läuft meine Nase andauernd.

Ich würde mich am liebsten nur damit beschäftigen, wo ich die perfekten Schnürstiefel bekomme oder wie ich meine Projekte in der Arbeit am besten abwickle. Tja, spielt's nicht. Der Krebs ist allgegenwärtig.
Was mich aber im Moment am meisten nervt ist dieses verdammte Fatigue. Bedingt durch die Anämie und Sportlosigkeit pfeif ich bei körperlichen Belastungen ziemlich schnell aus dem letzten Loch. Heute morgen ist mein Augenbrauenstift runtergefallen und unter der Waschmaschine verschwunden.
Da ich ihn nicht gefunden habe, musste ich die 70 kg schwere Waschmaschine verrücken.
Gesund kein Problem.
Jetzt ist es eins. Fünf Minuten später hatte ich den Augenbrauenstift, den ich ohne Krebs auch nicht brauchen würde, wieder. Schwitzend und außer Atem.

Um in der Arbeit ins Gebäude zu kommen, muss ich einen Treppenaufbau erklimmen. Dann im Gebäude noch zwei Stockwerke. Aufzüge sind doch nur was für Pussies. Aktuell versuche ich beides zu schaffen, den langen Treppenaufgang und die Stockwerke. Oben angelangt wär zwar ein Sauerstoffzelt gut, aber es geht.

Ich bin auch nach 8 Stunden Schlaf müde. Ich bin eigentlich immer müde.

Und wenn man dann plötzlich erfährt, dass eine ehemalige Arbeitskollegin zuerst an Brustkrebs, dann an Leukämie erkrankt ist und am Samstag an einer Lungenentzündung gestorben ist, dann wird aus Fuck Fatigue sehr schnell Fuck Cancer.
31 ist kein Alter um zu sterben.
Krebs ist ein Arschloch.

Dienstag, 26. November 2013

Tag 148 - Schneetreiben

Und plötzlich schneit es.


Ich muss die Welt durch ein Katzennetz betrachten, zumindest aus dem Wohnzimmer.

Montag, 25. November 2013

Tag 147 - Dunkle Tage

Dunkle Tage, drinnen und draussen.

Es fällt mir momentan sehr schwer meine Gedanken zu formulieren, die Angst lähmt mich.

Ich dachte, nach der 6. und somit letzten Chemo würde es mir besser gehen, leider war das ein Irrtum.
In etwas über 2 Wochen steht die Operation am Programm und ich muss oft davon träumen, denken und reden. Ganz ehrlich: Ich hab eine Scheiß-Angst vor dieser OP.
Oft will ich meinen Kopf einfach nur gegen den Tisch schlagen, damit das alles aufhört.
Vor Wochen bin ich draufgekommen, dass ich jetzt oft summe um die Gedanken in meinem Kopf nicht wahrnehmen zu müssen.

Die letzte Chemo war auch die anstrengendste, Kotzerei inklusive. Mein Körper will diese Behandlung einfach nicht mehr, es hat diesmal auch gedauert, bis ich wieder halbwegs normal essen konnte.

Vorige Woche hatte ich den Gentest, vor der Blutabnahme fand ein langes Beratungsgespräch mit dem Genetiker, meiner Psychologin und einer Gyn-Oberärztin statt.
Vor dem Termin habe ich noch mit meiner Psychologin gesprochen, sie meinte, es wäre vollkommen normal, dass es mir so schlecht geht.
Diese OP schwebt wie ein Damoklesschwert über mir.
Aber im Moment ist alles ein Damoklesschwert für mich.

Nachdem die Gyn bemerkt hat, wie viel Angst ich vor der Operation habe, hat sie den Radiologen angerufen um sich die Bilder anzusehen. Ich werde definitiv nicht ohne Brust aufwachen, im Falle einer notwendigen Amputation wird sie gleich bei der Operation mit dem Aufbau beginnen.

Jeder Termin im Krankenhaus wirft mich zurück.
Am Tag vor dem Gentest hatte ich OP-Planung, mein Wunschoperateur ist zum OP-Termin im Ausland. Also wird mich die Ärztin operieren, die schon Lymphknoten und Fibroadenom gemacht hat.
Da ich an Brust und Eierstock operiert werde, muss ich schon einen Tag vorher einrücken. Ich hasse Krankenhäuser und bekomme relativ schnell einen Lagerkoller.
Minimum 48 Stunden nach der OP muss ich bleiben.
Wenigstens der Turmormarker für den Eierstock ist in Ordnung, wahrscheinlich ist es wirklich nur eine Zyste.

Ich will mich hinter meinen langen Haaren verstecken, nur da sind schon seit langem keine langen Haare mehr.






Freitag, 15. November 2013

Tag 137 - 6. Chemo

Seit heute morgen bin ich wieder zu Hause.
Es war die letzte Chemo, jetzt wird noch operiert und dann weitergesehen.


Ich will sowas nie wieder durchmachen müssen.

Montag, 11. November 2013

Tag 133 - Wahrscheinlichkeiten

Jaja, Hochmut kommt vor dem Fall.
Nachdem ich am Donnerstag noch eine dicke Lippe riskiert habe, hat's am Freitag


gemacht.
Ich war in der Krankenhaus-Ambulanz wegen meiner Eierstock-Zyste, die sich nicht von selber verabschieden will.
Eh von Natur aus der worst case-Erwarter hat mich diese Kontrolle so ziemlich nach hinten katapultiert.
Nein, keine neue Horror-Diagnose, aber es muss bei der Brust-OP im Dezember mitoperiert werden.
Der Oberarzt - wieder ein neuer - hat mich auch noch zur Tumormarker-Bestimmung ins Labor geschickt. Eierstockkrebs ist es zwar wahrscheinlich nicht, aber nachdem auch der Knoten in der Brust lange als harmlos vermutet wurde, trau ich Statistiken nicht mehr.

Ich weiß, bei meiner Ersterkrankung wollen sie auf Nummer Sicher gehen und wahrscheinlich ist es nur eine Einblutungszyste bzw. Endometriose, aber mir geht der Arsch auf Grundeis.
Sie werden ggf. auch den betroffenen Eierstock entfernen, das ist ok, ich brauch das Ding nicht mehr.
Aber jetzt auch noch Eierstockkrebs, das pack ich nimma.
Ich weiß nicht, was ich dann mach.

Seit diesem Termin zieh ich mich zurück, ich ziehe mich in mich selbst zurück, verschwinde mit meinem Notebook ins Bett und gucke Serien.
Mein Mann ist da, aber er kann mir auch nicht helfen. Ich will nicht darüber reden, ich will nicht daran denken.
Ich will nicht mehr krank sein, ich will wieder Haare, die auch halten, ich will wieder mein normales Leben.

Am Freitag hatte auch eine Freundin Geburtstag, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, irgendwann gab es keine gemeinsamen Anhaltspunkte mehr, lose sind wir über Facebook und sms in Kontakt geblieben, haben uns Geburtstagswünsche geschickt.
An meinem Geburtstag im August kam also wieder eine Nachricht von ihr mit der Frage nach einem Treffen. Ich hab darauf nicht groß reagiert, hab mich nur bedankt.
Am Freitag habe ich ihr meine Wünsche geschickt, zurück kam die Frage wie es mir geht.
Ich hab geschrieben, dass ich im Moment gesundheitlich angeschlagen bin und daher nicht auf die Treffensanfrage reagiert habe. Bis heute (08.02.14) kam keine Antwort.

In Wirklichkeit ist es so, dass ich nicht Angst habe jemandem weh zu tun. Ich habe Angst, den Ernst der Lage an der Reaktion der Anderen sehen zu müssen.

Donnerstag, 7. November 2013

Tag 129 - Wiedereröffnung

Heute ist ein besonderer Tag.

Kurz nach der Diagnose war noch nicht klar, ob der Krebs schon gestreut hat oder nicht.
Während dieser Zeit zwischen Untersuchungen und Befunden bin ich eines Morgens an der Bushaltestelle gestanden um mich mit meiner besten Freundin zum Frühstück zu treffen.
Gegenüber von dieser Bushaltestelle ist ein Lidl, der seit Juni umgebaut wird und daher geschlossen ist.
Ich weiß noch, es war ein heißer Juli-Tag, endlich wurde es Sommer.

Und dann hab ich das Transparent auf der Baustelle gelesen:
"WIEDERERÖFFNUNG 07.11.2013, 07:30 UHR"
Vom Prospekt abfotografiert, weil ich zu faul war um hinzulatschen ;)

Diesen Tag wollte ich unbedingt noch erleben.

Heute ist dieser Tag, der 07.11.2013, ich war nicht bei der Eröffnung dabei, weil ich arbeiten gegangen bin.
Der Krebs hat nicht gestreut, in einer Woche hab ich die 6. und voraussichtlich letzte Chemo.

Allmählich hab ich genug von der Krebs-Scheiße, es dauert für mich schon zu lange.
Mir reicht es, keine Haare zu haben, die Kurzatmigkeit, die trockenen Augen.
Mir stinkt diese Krankheit schon so.
Der Krebs nervt mich schon mehr als er mich ängstigt, das heißt für mich, dass ich ihn nicht mehr so ernst nehme, mich schon in Sicherheit wiege.
Das Wort "trügerisch" blitzt dann in meinem Hirn auf.

Noch schleppe ich den Tumor in meiner linken Brust mit mir herum, noch habe ich nicht den ärztlichen Stempel "GEHEILT" auf mir. Noch muss ich eine Chemo über mich ergehen lassen, eine OP überstehen und dann  - falls brusterhaltend operiert wird - ein paar Wochen Bestrahlung drauflegen.

Woher nehme ich also das Pseudo-Wissen [ACHTUNG: trügerisch] her, dass alles gut geht?
Keine Ahnung, es ist einfach da. Es muss wohl da sein, um weiterzumachen, jeden Tag aufzustehen, die Nebenwirkungen und Einschränkungen in Kauf zu nehmen und mein Leben so normal wie möglich zu leben.

Beim Krankenhaus-Unterlagen einordnen, spritzen mir die Tränen nur so aus den Augen.
Ich will es endlich hinter mir haben.
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit dieses Lied von Lacrimas profundere entdeckt und zur Durchhalte-Parole erklärt:


Samstag, 2. November 2013

Tag 124 - 4 Monate

Vor genau 4 Monaten habe ich die Diagnose Brustkrebs bekommen,
4 Monate, in denen ich eine OP, eine Portimplantation und 5 Chemos hinter mich gebracht habe.

4 Monate, in denen sich Angst und Hoffnung abgewechselt haben.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Tag 121 - Die Schlacht, die wir uns nicht ausgesucht haben

Quelle: http://mywifesfightwithbreastcancer.com/

Tag 121 - Befindlichkeiten

Um in die Gänge zu kommen, brauche ich zwei Rippen Milka, eine Zofran und zwei Stunden.

Die letzte Chemo hat mich Kraft gekostet, der Aufenthalt über Nacht war anstrengend und man stelle sich vor - 3 Wochen zuvor hatte ich die Tumorvermessung via Sonographie und Mammographie.
Als ich dann am Donnerstag nach dem Befund fragte, wurde mir gesagt, dass er noch nicht im System ist.
Die Breast Nurse hat dann die Radiologie angerufen, daraufhin kam ein Befund, den sich der Radiologe auch sparen hätte können.
Ich weiß noch immer nicht, wie groß mein Krebs jetzt ist. Mir wurde dann bei der Entlassung gesagt, dass ich angerufen werden, falls die sechste Chemo nicht mehr nötig sei.
Ich verstehe, dass die dort wahrscheinlich mördermäßig überlastet sind, aber es ist Krebs, da kann man doch nicht so schlampen.

Tausend Gedanken schwirren in meinem Hirn herum:
Neutrum 
den Begriff habe ich in Latein gelernt, ich kann mich noch an das Kichern meiner Mitschüler über das lustige Wort erinnern. Jetzt fühle ich mich wie ein Neutrum, sächlich, kein Empfinden mehr in der unteren Region, nix. Lustlosigkeit.

Die Krankenkasse hat mich vorgeladen, ich vermute, dass sogar die Phasen, in denen ich wieder arbeiten gehe, mitverantwortlich sein könnten. Ich werde versuchen, diesen Termin so emotionslos wie möglich hinter mich zu verbringen, obwohl es eine Demütigung für mich bedeutet. Ich will nicht vor wildfremden und - in solchen Institutionen herrscht für gewöhnlich nicht der kultivierte Ton - prolligen Typen meine Diagnose runterrattern und mich eventuell sogar noch ohne Oberkleidung zeigen müssen. Reicht die Glatze als Stigma nicht?

Obwohl Glatze: Stimmt so nicht mehr. Ich sehe jetzt mehr aus wie ein Küken. Flaumig ;-)
Bild von http://www.tigersnail.com


Ich scheine ein fleißiger Zellteiler zu sein, die Haare fangen langsam wieder zu wachsen an, die Fingernägel sind schöner denn je, nur die Nägel der großen Zehen passen gut zum kommenden Halloween.

Star Trek: Ich sitze auf dem Wohnzimmerteppich und warte, bis Star Trek auf Syfy läuft. Schnell noch die Pflanze neben dem Fernseher so ausgerichtet, dass sie mir als Antenne dient und von den Frequenzproblemen nichts mehr zu merken ist.
Trust me I'm NO technician :D

Zu guter Letzt: Vor Star Trek Radio gehört und tatsächlich zu

getanzt. Geht doch.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Tag 111 - Five

Heute im sixx
http://www.sixx.at/film/five

Fünf Frauen bekommen eine Diagnose, die alles verändert: Brustkrebs. Die Onkologin Dr. Pearl hat die heikle Aufgabe, ihren Patientinnen die traurige Botschaft zu übermitteln. Sie selbst musste mitansehen, wie ihre Mutter dem Krebs erlag. Fünf Frauen, die außer der Krankheit nichts verbindet, müssen lernen mit der neuen Situation umzugehen. Wie verändern sich Partnerschaft und Selbstwahrnehmung im kräftezehrenden Kampf um Heilung und ein normales Leben?

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Tag 108 - Drecksau

Drecksau.

Bis ich ca. 15 war, hab ich von meiner Mutter (verbal) eine auf den Kopf gekriegt, wenn ich nur "Scheiße" gesagt hab. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sie dann die Betonung auf das erste "a" in meinem Namen gelegt hat.
Als Kind/Jugendliche hab ich dann natürlich wie ein Bierkutscher fluchen können.

Aber irgendwann kann man seiner Erziehung doch nicht mehr entkommen, also gehöre ich zu den Menschen, die kaum fluchen.

Drecksau. Das ist für mein 34jähriges Ich ein ganz schlimmes Schimpfwort. Früher habe ich damit Kinderschänder betitelt.
Und jetzt den Krebs.

Drecksau.
Drecksau, blöde.

Montag, 14. Oktober 2013

Freitag, 11. Oktober 2013

Tag 102 - Emily Helck

The treatment that kills your cancer can also kill you.
Zitat von Emily Helck.

Emily Helck is sharing her battle with breast cancer, one photo at a time.
The 29-year-old New Jersey resident was diagnosed with breast cancer in July 2012. Every week following her diagnosis, Helck took a picture of herself and then turned the photographs into a time lapse to document her personal journey.
Das Video dazu.



Sehens- und lesenswert.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Tag 93 - Schreie

Manchmal schreit es in meinem Kopf, ich schreie in meinem Kopf, wenn ich daran denke, dass ich nicht mehr gesund werden könnte, dass mich der Krebs umbringen könnte.
Dieses Gefühl kommt phasenweise, umso näher der nächste Chemotermin rückt immer mehr.

Heute hab ich kurz mit meiner Personalabteilung telefoniert, die Firma hat die Einreichung für mein Krankengeld für mich erledigt.
Bei dem Gespräch ist mir wieder einmal aufgefallen, wie wenig die meisten Menschen über Krebs wissen.

Sie haben keine Vorstellung, was eine Chemo genau ist und wie lange die dauert.
Und ich bin der Meinung: Es ist gut so.
Wenn es einen dann irgendwann betreffen sollte, lernt man schnell genug.

Ich lese aktuell das Buch von Sophie van der Stap, Das Mädchen mit den neun Perücken.
Diese "Krebsbücher" helfen mir, weil sie mir zeigen, dass man die Krankheit auch überstehen kann und dass auch die anderen Angst, Beschwerden und schlechte Blutwerte haben.

Montag, 30. September 2013

Tag 91 - Kantine

Glücklich.

Ich sitze in der Kantine mit meinen Jungs (=Arbeitskollegen), esse Kartoffellaibchen und bin glücklich.
Glücklich, dass ich noch da bin.
Glücklich, dass ich in die Arbeit gehen kann und darf.
Glücklich, dass sich die Arbeitskollegen, mit denen ich viel zu tun habe, mir gegenüber nicht anders verhalten als vorher.

Es gibt gute und schlechte Tage.
Es überwiegen die guten Tage.

Samstag, 28. September 2013

Tag 89 - Designmesse



Heute bin ich mit einer Freundin auf einer kleinen Designmesse gewesen und hab mich in diesen Ring verliebt.
Ich liebe diese Klunker einfach.

Freitag, 27. September 2013

Tag 88 - Chemobammel

In einer Woche habe ich meine nächste Chemo, es wird die vierte von geplanten sechs Behandlungen sein.
Auch wird diesmal die Tumorvermessung vorgenommen und es wird nachgesehen, ob sich die Zyste auf meinem linken Eierstock dank des Hormonpräparats verabschiedet hat oder ob sie operativ entfernt werden muss.

Allmählich wabert die Angst in mir hoch.

Ich spüre zwar, dass der Krebs kleiner geworden ist, aber reicht es um zu operieren?
Reagiert er gut auf die Chemo oder nur ein bisschen?

Was ist mit dieser Zyste, warum ist sie da?
Wenn ich Genträgerin bin, ist auch das Eierstockkrebs-Risiko erhöht.

Die 2 Wochen seit der letzten Chemo konnte ich die Angst wegschieben, aber jetzt kommt sie jeden Tag ein bisschen mehr zu mir.

Mittwoch, 18. September 2013

Tag 79 - Stoppel

Nicht alle Tage sind schlecht, nein.
Allerdings verspüre ich an den schlechten mehr den Drang zu schreiben.

Ich hab seit dem Wochenende eine komplette Glatze. Und obwohl es sich nur um 5 Millimeter handeln, ist es ein gewaltiger Unterschied zu der vorherigen Stoppelglatze.
Bis heute vormittag konnte ich mich nicht im Spiegel ansehen, hab in der Nacht mit Mütze geschlafen. Hab ich den Kopf berührt, sind mir die Tränen gekommen.
Ich habe mich NIE über mein Aussehen definiert, trotzdem tut der totale Verlust der Haare so weh.

Ich hab keinen Zopf mehr, mit dem ich mich aus dem Sumpf ziehen könnte. Physikalisch sowieso unmöglich. Auch wenn Naturwissenschaften nie das Meine waren.
Heute hab ich mich meinem Spiegelbild gestellt.
Weil ich damit leben muss.
Weil der Verlust der Haare in Relation nichts ist.

Dienstag, 17. September 2013

Tag 78 - Bestie Mensch

Ich bin seit ein paar Tagen zurück von der 3. Chemo, seit gestern mittag geht es mir auch wieder so gut, dass ich aufstehen kann.
Draussen ist es kalt und es regnet immer wieder, das drückt auf die Stimmung.
In meinem Heimatbundesland findet gerade jetzt eine Geiselnahme statt, 3 Menschen sind bereits tot.

Es fällt mir sehr schwer, mit solchen Geschehnissen umzugehen.
Ich kämpfe für und um mein Leben und keine 100 Kilometer entfernt nimmt da jemand anderen das Leben.
Bestie Mensch.

Donnerstag, 12. September 2013

Tag 73 - 3. Chemo

Die dritte Chemo steht an.
Nach 10 Tagen wundervollen Urlaubstagen, wo wir gemütlich daheim rumgegammelt sind und ich sehr oft Runden durch den Wald gelaufen bin, muss ich wieder in das Spital.
Ich fahre alleine, ich kenne den Weg. Die letzte Strecke muss ich laufen, da die Straßenbahn wieder nur alle 15 Minuten fährt.
Baustellen in Wien. Jedes Jahr der gleiche Scheiss.

Ich komme kurz nach 8 Uhr an, die Frau, mit der ich mir schon das letzte Mal das Zimmer geteilt habe, sitzt schon auf den Stühlen vor der Tagesklinik.
Wir warten wortlos - an uns ziehen die frisch gebackenen Müttern mit ihren Babies vorbei. So gegensätzlich, dort die Neugeborenen, hier die Krebskranken.

Nach einer knappen Stunde Wartezeit werde ich aufgenommen. Ich bekomme das übliche Krankenhausbändchen um das Handgelenk, die Schwester fragt noch bei einem Oberarzt nach, warum ich trotz Taxotere noch eine Regelblutung habe und dann bekomme ich schon ein Bett zugewiesen.

Diesmal ein Dreibettzimmer, ich belege das Bett bei der Tür.
Dann krieg ich meinen Akt in die Hand gedrückt und marschiere schon rüber in die Onkologie.
Diesmal bin ich bei einer Ärztin - viele Fragen habe ich nicht. Ich sage ihr, dass mir immer sehr schlecht bei und nach der Chemo ist und dass das Kortison seinen Tribut fordert.
Es werden also zwei Infusionen Paspertin verordnet.

Zurück auf der Station ist mein Bett getauscht worden, ich liege nun in der Mitte, weil eine alte Frau inzwischen das Bett an der Tür braucht. Mir egal, wo ich liege. Ob bei Tür, Fenster oder Mitte, es spielt keine Rolle, alles ist gleich schlimm.

Die Psychologin kommt, wir reden eine Stunde miteinander, hauptsächlich über den Gentest, der mir Ende Oktober bevorsteht. Bei dem Termin wird sie dabei sein, weil das Ergebnis - auf das ich bis zu 6 Monaten warten muss - nicht unerheblich für mein weiteres Leben sein wird.

Die Infusionen kommen, werden am Chemoständer angehängt. Der Turnusarzt spült meinen Port und spritzt Zofran, das Übelkeitsmittel. Blöderweise spritzt er zu schnell und ich krieg eine schöne Beipackzettel-Nebenwirkung, Kribbeln und Hitzegefühl in Kopf und Unterleib.
Es ist schnell wieder vorüber, die Gesichter des Arztes und der Schwester sind unbezahlbar.

Die tatsächliche Chemo dauert dann bis in den späten Nachmittag hinein. Ich schreibe sms, und warte, dass die Zeit vergeht, mehr ist nicht drin. Mein Mann kommt, ich krieg die Paspertin-Infusion verpasst, die ewig braucht, aber nix nützt.
Mir ist schlecht. Einfach nur schlecht.

Das Abendessen besteht aus einem Frischkäse-Dings mit Gurken umwickelt.
Werd ich nie wieder essen, weil ich es jetzt mit der Übelkeit verbinde.

Ich smse meiner Mutter abends, dass mir schlecht ist - sie ruft an, sie ist traurig und ratlos, weil sie mir nicht helfen kann. Irgendwann schlafe ich ein, am morgen danach geht es mir immer am besten. Die zweite Paspertin-Infusion lehne ich mit den Worten "dauert nur lange
und bringt nix" ab. Die Schwester schaut nicht sonderlich glücklich darüber aus, zieht aber wieder ab.
Ich schüttle die vielen verlorenen Haarstoppel aus dem Polster.

Ich gehe unter die Dusche, esse eine halbe Semmel und dann ist auch schon mein Mann da - ich habe noch einen Termin in der Gyn-Abulanz wegen der blöden Zyste, die beim Staging an einem meiner Eierstöcke entdeckt wurde. Der Arzt dort macht einen Ultraschall, die Zyste ist noch da und nicht kleiner geworden. Ich kriege ein Rezept und einen Kontrolltermin, wenn die Zyste dann noch da ist, muss operiert werden.
Brustkrebsgen-Trägerinnen haben auch ein erhöhtes Eierstock-Risiko.

Wir fahren heim, ich bin wieder bei meinen Katzen.
Den Rest des Tages verbringe ich auf dem Sofa.

Montag, 2. September 2013

Rückblick - Herbst 2012

November 2012: Ich habe einen neuen Job.
Nach 7 Jahren in der selben Firma in 3 verschiedenen Jobs habe ich nur mehr Verachtung für dieses Unternehmen und dessen "Führungskräfte" übrig.
Aber irgendwer muss schliesslich die Miete bezahlen.

Ich glaube, jetzt endlich wieder nach vorn blicken zu können. Es passt endlich alles. Beziehung, Wohnung und jetzt auch der Job.

Blöd nur, in 8 Monaten wird bei mir Krebs festgestellt werden.
Ich fühle mich verarscht, so als würde mir das Schicksal: "F*ck dich, es wird nie gut." ins Gesicht schleudern.

Samstag, 31. August 2013

Tag 61 - Haare ab

Die Haare sind - teilweise - ab.
Skuriller Traum heute: Ich liege in einem Krankenbett und fahre damit in Kärnten auf der Autobahn. Allerdings hat mir das Ding zu wenig PS und ich weiss auch nicht, wie es zu betanken ist.

Donnerstag, 29. August 2013

Tag 59 - wirres Zeugs

Schlechte Nacht hinter mir.
Das Antidepressivum wirkt nicht mehr in der bisherigen Dosierung, ich muss wohl auf eine ganze Tablette erhöhen.
Stundenlang wach gelegen, habe gelesen, bin zweimal aufs Klo gegangen, um Mitternacht auf die Loggia um 2 Nachbarskatzen beim streiten zuzuhören. Meine Kater sind mit raus, die Sensationsgier ist wohl auch bei Katzen vorhanden.
Der Blog ist mir nicht aus dem Kopf gegangen, stundenlang Hin- und Hergewälze im Bett, danach wieder unglaublich wirres Zeugs geträumt.

Fertig aufgewacht, wieder hingelegt, dann doch aufgestanden. Durch die Trödelei dem Paketzusteller die Tür öffnen können, meine Bücherbestellung ist endlich da. Krebsliteratur. Ich kann mich nicht länger nicht damit auseinandersetzen.

Ich musste heute zur ersten Laborkontrolluntersuchung, es wird überprüft, ob meine Leukozyten nicht zu sehr abstürzen. Wenn der Wert unter 1000 fällt, habe ich keine Abwehrkräfte mehr und muss aus dem Verkehr gezogen werden.
Obwohl ich tätowiert und gepierct
bin war, kann ich keine Nadeln mehr sehen.

Durch die Müdigkeit kurzatmiger als die letzten Tage. Was mögen sich meine Kollegen denken?
Sie müssen meinen immer breiter werdenden Scheitel doch sehen, meine Schweigsamkeit hören, meine Verzweiflung riechen?
Doch die Arbeit schafft mir dringende Normalität. Sie lässt mich immer wieder vergessen, dass ich krank bin.

Mittwoch, 28. August 2013

Tag 58 - Wo bist du


Kurz vor 6 in angedeuteter Bauchlage aufgewacht. Seit ich Ende Juli an Lymphknoten und rechter Brust operiert worden bin, hab ich nur mehr am Rücken geschlafen.

Wirres Zeug vom Bimfreund geträumt, er entkommt mir immer wieder. In der Straßenbahn daher “Wo bist du?” von Rammstein passend.


Stehe ohne Probleme auf. Die Katzen streiten sich, der Kleine dreht auf bei dem angenehm kühlen Wetter, ich gehe dazwischen.

Lese in der Arbeit den Blog von Wolfgang Herrndorf, von dem ich bis gestern nichts wusste. Ein Satz sticht mir besonders in’s Auge: “… ob man Atheist ist, kann man erst auf den letzten Metern sagen.”
Ich bin Agnostiker. Wenn es Gott gibt, dann mag er mich nicht besonders.

Mein Urin stinkt nach Krankenhaus.
Ich will diese Haare nicht mehr.

Dienstag, 27. August 2013

Tag 57 - Einkaufszentrum-Impressionen

Ein durchwachsenes Aufwachen. Mein Mann wirft das kreischende Handy auf den Boden, damit jeder was davon hat.

Ein sinnlos verplemperter Vormittag. Obwohl: ist Verplempern auch mal sinnvoll?

Ich bin vor dem Rechner versumpft, schlaff vom langen Sitzen werde ich noch schlaffer. Mein letzter ”freier” Tag, zu Mittag bin ich dann so weit, dass ich mich bei der Ärztin abschreiben lassen kann.

Weil das Wetter es zulässt und auch der richtige Bus kommt, fahre ich spontan in die andere Richtung, in ein kleines, schrottiges Einkaufszentrum zwischen meinem und dem anderen Bezirk.

Ich gehe über den Parkplatz, sehe die trostlosen Geschäfte und bin doch froh, hier zu sein. Kaufe eine Kleinigkeit und fahre gleich wieder zurück. Vermeide im Bus Blickkontakt, will geschlechtslos sein.

Das auf meinem Kopf sind keine Haare mehr, das ist ein Nest aus Heu, das komisch riecht. Ich wasche sie später mit erheblichen Verlusten und schaffe es trotzdem nicht sie zu entfernen.

Donnerstag, 22. August 2013

Tag 52 - 2. Chemo

Nach einer grottigen Nacht fahre ich mit den Öffis ins Spital. Am Tag davor habe ich mit dem neuen Staubsauger meine Kopfhörer gekillt und die einzigen Nicht-Ear-Ins, die ich zu Hause gefunden habe, sind so schlecht, dass ich auf’s Musik hören verzichte.

Ich komme gegen 07:30 auf der Station an, setze mich vor die Tagesklinik und harre der Dinge. Die zuständige Schwester sieht mich, ignoriert mich aber.
Nach 20 Minuten kommt eine weitere Patientin, sie ist ein paar Jahre älter, auf den zweiten Blick sehe ich die Perücke. Wir warten gemeinsam, irgendwann fragt sie mich, die wievielte Chemo es bei mir ist.

Sie vermutet, es wäre die erste, da ich noch so viele Haare habe. Tatsächlich fängt mein Haar erst jetzt langsam an auszugehen.
Nach über 90 Minuten Warten kommt die Schwester zu uns, ich werde hineingerufen, erfahre, dass ich auf jeden Fall über Nacht hier bleiben muss und werde einem Zimmer zugeteilt.

Ich kriege meine Krankenakte in die Hand gedrückt und marschiere rüber in die Onkologie, vor jeder Chemo die gleiche Prozedur.
Ich werde schnell aufgerufen, der Onkologe (Zitat: “Bin hier nur Aushilfe”) kann mir aber nicht viel sagen. Gentest? – weiß er nicht, muss er nachfragen, am besten ich kläre das mit der Gyn.
Hallo? Es geht hier um mein Leben. Soll ich alle 5 Jahre hier sitzen, bis mich der Krebs endgültig erwischt?

Ich gehe zurück auf die Station, ziehe mich um, mein Port-a-Cath wird angestochen und es geht los mit den Infusionen.
Ich schlafe ein, irgendwann kommt eine der Psychologinnen, ich schicke sie aber wieder weg. Ich glaube nicht, dass sie mir
überhaupt jetzt helfen kann.

Als die Infusionen endlich durch sind, sitze ich draussen vorm KH auf einer Bank und schaue ins Grüne. Ich weiß nicht, was ich fühle.
Mir wird bald schlecht. Ich bekomme noch eine Infusion gegen die Übelkeit, es hilft aber nicht viel. Meine Zimmernachbarin sagt in gebrochenem Deutsch zu mir: “Nicht weinen, du musst stark sein.”
Es ist die Hölle, es ist meine persönliche Hölle.
Trotz Tabletten brauche ich noch lang um einzuschlafen.

Montag, 12. August 2013

Tag 42 - Friso

Prinz Friso ist tot.
Sie haben ihn wohl sterben lassen.

Ich habe niederländische Vorfahren, habe lange in einer Firma gearbeitet, die ihr europäisches Hauptquartier in Amsterdam hat - ich fühle mich  mit den Niederlanden, speziell Holland verbunden.

Ich kann jetzt sehr, schlecht damit umgehen, wenn es jemand nicht schafft.

Farewell en tot ziens Friso!

Bildquelle: wikipedia.org


Samstag, 3. August 2013

Tag 33 - Oma

Heute feiert meine Oma ihren 90. Geburtstag. Ich kann nicht hinfahren, da ich am Vortag von der ersten Chemo heimgekommen bin und schwach bin.

Der Krebs macht mir auch hier einen Strich durch die Rechnung.

Freitag, 26. Juli 2013

Freitag, 5. Juli 2013

Tag 4 - Staging

Heute steht einiges auf dem Programm.
Um 14 Uhr habe ich den Termin für das Staging, es wird überprüft, ob der Krebs gestreut hat. Ich rechne mit dem Schlimmsten und bin dementsprechend nervös.

Wir sind 30 Minuten zu früh, ich komme aber trotzdem gleich dran.
Die Untersuchung dauert ca. 20 Minuten, gegen Ende bekomme ich noch ein Kontrastmittel gespritzt.

Ich kenne die CT-Untersuchung bereits von einer Erkrankung vor Jahren, es ist wenig aufregend, atmen und Luft anhalten nach Anweisung der Computerstimme. Ich zittere aber vor Angst, was unter den Röntgenstrahlen sichtbar werden könnte.

Wenig später stehe ich wieder auf der Straße, bis es mich plötzlich am Kopf, im Gesicht und Dekolletee zu jucken beginnt. Eine Jodallergie, das ist neu.
Aber auch der Krebs ist neu, irgendwann ist immer das erste Mal.

Jetzt kommt aber erst der richtig schwierige Teil des Tages: Ich muss es meinem besten Freund und kurz darauf meiner Mutter sagen.
Mein bester Freund kommt, wir gehen spazieren. Er nimmt es auf, wie er alles aufnimmt - ruhig und stark. Nach einer Stunde gehe ich nach Hause und habe wie erwartet einen Mitstreiter mehr.

Kurz danach kommt auch schon meine Mutter, gemeinsam mit meinem kleinen Bruder. Wir hatten die letzten Monate nur sporadisch Kontakt. Ich bin kein Familienmensch.
Meine Mutter nimmt mich sofort in den Arm, ich weine. Mein Bruder, vor dessen Reaktion ich so viel Angst hatte, bleibt ruhig.

Sie wissen es und sind gefasst damit umgegangen. Eine Last weniger.




Dienstag, 2. Juli 2013

Tag 1 – Besuch

Ich habe im Schock noch meinen Chef informiert und meine 2 besten Freunde und meine Familie per Mail um ein Treffen gebeten.

Meine Freundin kann sofort kommen, ich sehe kurz darauf, wie sie mit einem Leihsmart angetuckert kommt. Bei der Wohnungstür kann ich die Angst und Verwirrtheit in ihrem Gesicht lesen.
Mein Mann verabschiedet sich gleich, er will uns alleine lassen.
Ich kenne sie seit ungefähr 10 Jahren, seit über 7 Jahren ist es eine enge Freundschaft.
Ihre Mutter ist damals an einem Gehirntumor gestorben.

Es fällt mir daher wahrscheinlich noch schwerer, ihr die Diagnose zu sagen. Noch bei der Kaffeemaschine will sie wissen, was Sache ist und beantwortet es sich auch gleich selber. Ich kann nur mehr nicken, sie weint los und ich mit.

Oh Gott, ich will niemandem so weh tun.

Tag 1 - Diagnose

Ich kann nicht einmal behaupten, schlecht geschlafen zu haben.

Ich fahre gemeinsam mit meinem Mann zur Befundbesprechung der Biopsie.
Der Termin ist um 9, ich bin aufgrund des gestrigen Briefs schon sehr nervös, die Warterei nervt.
Trotzdem weiss ich nicht mehr, wann wir dann tatsächlich aufgerufen wurden.

Der Arzt hat meinen Befund in die Hand genommen, hat ewig lang draufgeschaut, hat mich angesehen und schließlich gesagt: “…Jetzt geht es um Ihr Leben, Frau xxx, das ist Krebs…”
Ich weiß nicht, wie ich beschreiben soll, was ich in dem Moment gespürt habe, ich habe mich wie in Watte gepackt gefühlt.
Verwirrt habe ich noch das Schreiben des Spitals aus meiner Tasche gezogen, wo “nur” von der Rede einer brusterhaltenden OP war.
Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass das Schreiben verschickt wurde, bevor der histologische Befund fertig war.

Der Arzt hat weiter gesprochen, er wollte einfühlsam sein. Ist bei mir genau das Falsche. Ich will Fakten hören, kein Gefühlsblabla.
Man kann ihm keinen Vorwurf machen, aber angekommen ist bei mir das: “Sie werden bald tot sein.”
Da der Krebs so gross war, so schnell gewachsen ist, ging er anscheinend schon von Metastasen aus.
Ich weiss nicht mehr so viel, was in dieser Besprechung noch alles passiert ist.

Ich hab Überweisungen für ein MRT und ein CT bekommen, das CT musste auswärts gemacht werden, weil sie mir keinen Termin geben konnten.
Ich hab Rescue-Tropfen bekommen und eine Psychologin ist kurz vorbei gekommen.

Das Hirn hat in solchen Fällen – in meinem Fall – eine sehr gut funktionierende Blockade, die klares Denken nicht zulässt. Sie schützt. Bei mir hat diese Blockade 6 Wochen gehalten, erst jetzt und auch nur langsam wird mir klar, was die Diagnose eigentlich heisst.

Schliesslich sind wir noch zu meiner Hausärztin gefahren, ich bin in ein Extrazimmer verfrachtet worden und sehr schnell drangekommen. Meine Ärztin war brutaler ehrlicher als der Arzt im Spital, wobei ich nicht mehr viel weiss, was gesagt worden ist. Mit Rezepten für Beruhigungstropfen und ein Benzo bin ich kurz danach in der Apotheke gestanden.

Was danach zu Hause war, weiss ich nicht mehr wirklich, mir ist beim Essen ein Zahn abgebrochen *wurscht*, ich hab meinen Chef informiert, dass ich lange ausfallen werd und ich hab meine Familie und meine engsten Freunde um ein Treffen gebeten.

Montag, 1. Juli 2013

Vorgeschichte

Eigentlich hätte alles gut sein können. Mit 33 passte endlich alles – eine beständige, wenn auch manchmal anstrengende Beziehung, eine schöne Wohnung, ein guter Job. Endlich war alles gut, die Jahre zuvor waren schwer, anstrengend, nervig.

Im Frühjahr bemerkte ich abends beim Duschen plötzlich einen Knoten in der linken Brust, aus heiterem Himmel war da plötzlich ein gar nicht kleines Etwas.
Mein erstes Gefühl war Panik, dann habe ich versucht mich nicht verrückt zu machen. Ich war gerade am 4. Tag meines Zyklus und nach etwas googeln war ich der Meinung, es wäre nur eine mastopathische Veränderung.

Am nächsten Tag der Versuch einen Frauenarzt-Termin zu ergattern, da meine Frauenärztin keine Ordination hatte. Bekommen hab ich keinen Termin, also am übernächsten Tag meine FÄ angerufen und auch noch am selben Tag einen Termin bekommen.

Ich weiß noch, dass sie sagte “Krebs wächst nicht so schnell”, ich war beruhigt und fuhr mit meiner Überweisung zur Sonographie nach Hause. Beim Sonographie-Termin hatte ich Bammel, die Ärztin beruhigte mich aber auch dort. Solche Veränderungen wären in meinem Alter gar nicht selten.
Weil der Knoten so groß war, wurde ich von meiner FÄ weiter an ein Brustzentrum überwiesen, auch dort: “Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen.”

Es wurde eine Mammographie gemacht. Danach wurde plötzlich eine Biopsie geplant. Bei der Biopsie war ich schon panisch.

Weinend wurde ich nach der Gewebsentnahme auf die Station gefahren, zuvor habe ich im Wartebereich die Klassifizierung “BIRADS 4″ gegoogelt: Eine suspekte/verdächtige Veränderung.

Eine Psychologin kam, das Mittagessen wurde gebracht, dann war auch schon mein Mann da – ich bin nach Hause gefahren und habe versucht, die Sache so weit wie möglich zu verdrängen.
Dann kam der Kurzbericht per Post, wo eine OP empfohlen wurde, brusterhaltend wenn möglich.

Am nächsten Tag die Biopsie-Besprechung.