Mittwoch, 22. Januar 2020

Tag 2396 - Das Warten

Ich schlafe jetzt besser, wache zwar vor dem Wecker auf, aber der ist auch nur zur Sicherheit da.
Das Mädi mag nicht so recht aufstehen, aber damit muss ich wohl noch die nächsten 16 Jahren leben.

In der Arbeit mal wieder ein Sprung in's Chaos hinein, irgendwie ändert sich das nicht.
Nach dem Mittagessen meldet sich Herr Hase. Ob ich heimkommen kann und die Kleine abholen?
Er klingt nicht gut, die Stimme bricht, als er sagt, dass er zu seiner Mutter ins Krankenhaus muss.
Ich sage die Termine des heutigen Tages ab, gebe meinem Chef Bescheid und fahre.
Als ich nach Hause komme, sehe ich ihn noch kurz, bevor er losfährt.
Abholen vom Mädi, sie ist noch so klein, dass sie nicht mitbekommt, warum die Mama heute kommt und nicht der Papa.
Auch die Tagesmutter fällt familiär bedingt Ende der Woche aus, gerade hat's was.
Wir gehen noch einkaufen, das Mädi fällt einmal hin und muss heulend nach Hause getragen werden. Sie legt sich dann hin und schnarcht zehn Minuten später. Ich sitze am Küchentisch , schaue beim Fenster raus und spiele Bubbles, gegen 17 Uhr wecke ich das Mädi und mache Abendessen.
Herr Hase kommt dann heim, isst ein bisschen was und erzählt.
Künstliche Beatmung und Ernährung, nicht mehr ansprechbar, komplett aufgedunsen.
Der Eingriff um die Diagnose zu sichern bringt sie jetzt wahrscheinlich um. 
Klassiker, oder?

Jetzt beginnt die wirklich grausliche Zeit. Wir rechnen permanent mit dem Anruf des Spitals, Herr Hase geht von Tagen aus. 
Das Warten finde ich persönlich am schlimmsten.