Montag, 3. Juni 2019

Tag 2163 - Kein Stress mehr


Eine Nacht mit vielen Unterbrechungen, das Mädi weint immer wieder. Herr Hase nimmt sie irgendwann aus dem Gitterbett und legt sie zwischen uns, dann ist Ruhe. Ich döse weiter, bis mich der Wecker um sechs aus dem Bett brummt. Es ist meine letzte Woche in Vollzeit, jetzt mach ich mir keinen Stress mehr und geh in die Arbeit, wann es mir passt. Das sieht dann so aus, dass ich um sieben im Büro bin, ich Anarchist.
Ich mache die Urlaubsvertretung weiter, die Kollegin wird erst diese Woche zurückkommen, zu Mittag gehe ich mit einer unüblichen Besetzung essen. Die Kollegenschaft wälzt Probleme der Firma, ich muss mal wieder feststellen, was mein Schwerpunkt ist: Arbeiten und das Gehalt für meine Familie heimtragen. Manchmal muss man sich das einfach vor Augen führen, es lebt sich dann wesentlich besser.
Meine rechte Ferse tut noch immer weh, ich bin auch ziemlich angepisst deswegen, diese Ausfälle machen keinen Spaß. Ich gebe der Chemotherapie – die mein Leben gerettet hat – massiv die Schuld für meine Probleme. Vormittags sitze ich auf einem Hocker, strecke die Füße nach unten und merke, wie taub die sind. Sie sehen mich etwas verzweifelt den Kopf schütteln.
Auf dem Heimweg gehe ich zumindest ein paar Busstationen zu Fuß. Daheim treffe ich das Mädi und Herrn Hase bei der Sandkiste an, das Mädi spielt tatsächlich mit einem anderen Kind. Ich merke mittlerweile den Schlafmangel und habe leichte Kopfschmerzen und einen sehr kurzen Geduldsfaden. Nach dem Abendessen geht es wieder besser, das war wohl Unterzucker.
Das Mädi lässt sich nur mit Zwang Zähneputzen, Herr Hase hat die Nase voll und ich bringe sie ins Bett, sie schläft schnell ein. Ich bereite mein Frühstück und Mittagessen vor und tausche mich mit Herrn Hase über die Geburtstagsgeschenke für das Mädi aus. Es eskaliert noch nicht, aber sie bekommt viel. Duschen, den Wallander weiterlesen, schlafen. Nur noch 4 Tage Vollzeit.