Freitag, 5. Februar 2016

Tag 949 - Komplizen

Im Kosmetikinstitut, das meine superduper 90er Tribaltätowierung entfernen soll, gibt es einen neuen Hautarzt.
Ein junger Mann, der mich zum ersten Mal sieht und bei der Behandlung assistiert.

Ich neige zu einer erhöhten Narbenbildung, sie werden etwas wulstig.
Der Arzt schaut sich die Narben bei der bereits mehrmals gelaserten Tätowierung an und fragt mich, ob ich noch andere habe, die hyperthroph sind.

Ich habe eine Referenznarbe, die vom Port-A-Cath. Vergangenen April wurde er entfernt und auch diese Narbe ist nicht unbedingt schön, aber sie erinnert mich jeden Tag daran, dass ich es abgelehnt habe, den Port noch länger zu behalten.
Ich will in dem Glauben leben, ihn nie wieder zu brauchen.

Als der Arzt die Narbe sieht, wird zu einem bestätigt, dass meine Narbenbildung nicht so toll ist und zum anderen weiß er gleich, was Sache ist.
Sofort sind wir Komplizen. Der Ton ändert sich.
Ich erkenne ein gewisses Mitleid und auch eine Klarheit.
Mir muss man nicht viel erklären, man braucht die Medizinersprache nicht übersetzen.
Krebskranke sind halbe Ärzte.

Als ich eine Stunde später wieder gehe, gibt er mir die Hand und wünscht mir alles Gute.
Bis zum nächsten Mal, Komplize.
Ich werde 100 Jahre alt.

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