Mittwoch, 24. Juni 2015

Tag 723 - Urlaubsreif

Urlaubsreif ist man dann, wenn man auf dem Weg zum Meeting auf der Treppe überlegt, sich für ein Nickerchen an die Wand zu lehnen. An die Wand im Treppenhaus.

Urlaubsreif ist man dann, wenn man sogar den Kaffee aus der Arbeitgeber-Kaffeemaschine trinken will.
Glücklicherweise wird die Maschine gerade gereinigt. Daraufhin wurde mir von einem Kollegen Löskaffee angeboten. Ich muss sehr verzweifelt gewirkt haben.

Noch 2,5 Arbeitstage.
Dann eine Woche rumgammeln. Bald.

Krebs-Content: Kleine Kontrolle (einmal Brust abtasten, einmal Unterleib schallen) hinter mich gebracht. Kein Befund. Wie erwartet.
Die Erleichterung ist immer groß.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Tag 717 - Helgas Tag

Frau Nase, was machen Sie eigentlich den ganzen Tag? Hier ist es so still.

Also, ein Tag sieht so aus: kurz vor 5 muss irgendwo ein Geräusch gewesen sein, weil ich davon aufwache, auch der kleine Kater wird wach, er fängt zu zirpen an und lässt sich schließlich aus dem Katzenbett plumpsen.
Ich gehe aufs Klo und lege mich nochmal hin. Um 05:30 ein kurzer Blick aufs Telefon, oh, der Kumpel hat zurückgeschrieben.
Am Freitag hol ich ihn von der Uni ab und wir gehen was essen. Da ich ohnehin nicht mehr schlafen kann, stehe ich auf.

Ich gehe ins Wohnzimmer und setze mich aufs Sofa und schaue ein bisschen in der Gegend herum.
Nach ein paar Minuten ziehe ich weiter zur Kaffeemaschine und nehme die Butter aus dem Kühlschrank. Beobachte die Katzen und Herrn Hase, der die Morgenration Futter und Leckerlis an die hungrigen Mäuler verteilt.
Trinke Kaffee, wanke noch ziellos in der Wohnung herum, verabschiede den Mann, esse Butterbrot mit Käse.
Mache die Betten, erledige Morgentoilette und Katzentoilette, trinke noch einen Kaffee.
Ziehe mich an, tätschle den Katern die Köpfchen und gehe aus der Wohnung.

Marschiere den einen Kilometer zur Straßenbahn, betrachte mit Interesse die anderen early birds, steige in einem Innenstadtbezirk aus der Ubahn und gehe die paar Meter zur Firma.
Logge mich in die Zeiterfassung ein, gehe zum Büffet und kaufe eine Flasche Mineralwasser.
Gehe einen Stock runter, sperre mein aktuelles Büro auf, öffne das Fenster, schalte meinen Computer ein und koche einen Kamillentee.
Lese ein bisschen Blogs und rufe schließlich beim Finanzamt an, trage dreimal dieselbe Geschichte vor (Versicherungsnummer, Grund des Anrufes, alles im fürs Finanzamt angemessenen devoten Tonfall). Finanzbeamter verspricht, die Sache schnell zu erledigen. Bedanke mich untertänigst.
Dann ist es schon 8 Uhr und die erste Kollegin kommt.

Danach Meetings, ein bisschen operative Arbeit, der unsympathischen Putze einen Streich spielen, essen, weiter arbeiten, den Kollegen sämtliche Kosenamen der Katzen aufzählen, kurz nach 4 aus dem Büro schleichen, zur Maniküre fahren, zu Hause Küche aufräumen, Wäsche sortieren und zusammenlegen, Hemden wieder nicht bügeln.
In die Badewanne legen und dabei ein Buch lesen, dieses hier, wirklich eine Freude zu lesen.
Abendessen zusammenkippen, den Katzen Nachtmahl servieren.

Und wenn ich nicht kurz nach 7 ins Büro komme, dann einfach alles um eine Stunde nach hinten versetzen. 
Zu mehr bleibt keine Zeit und Kraft.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Tag 710 - Häufung

Im Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern gibt es insgesamt 4 Menschen mit meinem Vornamen.
Zwei davon sitzen im selben Raum.
Beide hatten Krebs.

Mein Kopf will die Tischplatte küssen.

Montag, 8. Juni 2015

Tag 707 - Heiko

Ein Mann mit herrlich viel Sarkasmus und ebenso viel Hoffnung und Willen zum Leben.

So sehr habe ich gehofft, dass er das Alien besiegen wird, leider hat's aber auch Heiko nicht geschafft:

Heiko auf Facebook


Farewell...

Mittwoch, 3. Juni 2015

Tag 702 - Nur ich

Große, große Umstrukturierung beim Arbeitgeber.
Und es ist wie immer: Die einen weinen, die anderen frohlocken.
Unglaublich, wer aller ein Häuptling sein will.

Mittendrin steh ich, es betrifft mich aber nicht wirklich.
Ich bekomme einen neuen Vorgesetzten, aber es betrifft mich nicht wirklich.
Alles lässt mich scheinbar unberührt.

Oft kommt es mir vor, als würden in mir drin kleine Helgas hämmern, sägen, streichen, renovieren.
Ich bin in Reparatur.
Ich bin so sehr mit mir beschäftigt, dass ich nur mich sehe.
Ich bemerke die Außenwelt schon, aber das Geschehen dringt nicht komplett zu mir durch.

Morgen geht's nach Salzburg.
Nur ich in der schönen Stadt, die ich fast ein Jahrzehnt nicht mehr gesehen habe.