Freitag, 30. Januar 2015

Tag 578 - Winter

Jetzt ist der Punkt erreicht, wo mich der Winter nur mehr nervt, es ist auf österreichisch: zach, aber nur mehr.
Man merkt es an meiner Laune, an meiner Stimmung.
Auch an der Musik, wobei ich nicht weiß, was zuerst da war, die Henne oder das Ei.

Nebenbei gibt es auch Zorres. Mein kleiner Bruder hat zwei Ungenügend im Halbjahres-Zeugnis.
Ich bin seine große Schwester, ich darf bzw. muss mich aufregen.
Wobei ich selbst und auch Herr Hase überrascht waren, wie sehr mich die schlechten Noten wütend machen. Am liebsten hätte ich das Tablet, das mir das eingescannte Zeugnis angezeigt hat, an die Wand geschlagen.
Man stelle sich nur vor, wir hätten eigene Kinder...

Frühling! Jetzt bitte!

Dienstag, 20. Januar 2015

Tag 568 - Prognoserechner

Während der Behandlung hab ich mich nicht getraut, aber jetzt fühl ich mich sicher(er) und daher füll ich mehr aus Jux und Tollerei einen Prognoserechner für Brustkrebs aus.
Dieser Rechner zeigt nach Eingabe des Alters, Tumorgröße, Befall der Lymphknoten etc. voraussichtliche Lebenserwartung, Therapienutzen usw. an.

Ich gebe meine Daten an, aber lese das Ergebnis nicht wirklich.
Seit geraumer Zeit läuft in meinem Kopf in Verbindung mit dem Krebs nur mehr der Satz "Fick dich! Nicht mit mir, ich überleb diesen Scheiß."*

Auch wenn ich die Ärztin in der Kur den Kopf schütteln gesehen hab, als sie meine Histologie gelesen hat. Es interessiert mich nicht.

Anmerkung 21.03.2018: Dieser Post wird oft aufgerufen, ich habe absichtlich keinen Link zum Prognoserechner gesetzt. Natürlich will man wissen, wie viel Zeit oder Wahrscheinlichkeit der Rechner ausspuckt, aber meine Meinung dazu ist: Fragt lieber euren Gynäkologen oder Onkologen, der kann das beurteilen, nicht der Prognoserechner.


*Die deftige Wortwahl kommt vom vielen "The big C"-Schauen, ich schwöre, das legt sich wieder.

Dienstag, 13. Januar 2015

Tag 561 - Still

Ich weiß, hier ist es in letzter Zeit still.

Ich bin in mich selbst verworren.
Seit ich von der Kur zurückgekehrt bin, kämpfe ich um, aber auch mit meinem Alltag.
Mein altes Leben. Will ich es zurück?

Oder will ich lieber in einem Zimmer sitzen, 80er Pop hören, die Zeit alleine verbringen, ohne Müssen, ohne Zwang.
Tage, an denen man außer bei den Behandlungen und beim Essen keinen Menschen trifft.
Ich will alleine sein. Ich will woanders sein.
Verpflanzt fühl ich mich, so als würde ich nicht hierher gehören. Keine Routine mehr.

Auch zu Hause. Das ist meine Waschmaschine? Ich bin für die Wäsche zuständig? Wie funktioniert das Ding schnell nochmal? An welchen Tagen wasche ich normalerweise?

So sagte ich zu meiner Psychologin in der Kur: "Ich hab nicht das Gefühl, dass der Krebs meine größte Baustelle ist, das ist eher ein Nebenschauplatz."
Daraufhin sie: "Der Krebs bewirkt, dass Sie jetzt in Ihrem Leben das ändern, was sie belastet."

Ich habe die letzten Tage intensiv nachgedacht, viele Gedanken gewälzt.
Es wird sich etwas ändern.
Ein Plan entsteht. Drückt mir die Daumen, dass er umsetzbar ist.
Dass ich mich nicht wieder im Alltag, im Strudel verliere.


Samstag, 3. Januar 2015

Tag 551 - Kurt Kuch

Kurt Kuch ist tot.
Ich bin kein großer Fan von dem Magazin, für das er gearbeitet hat.
42 Jahre - so alt wie Herr Hase.
Fuck cancer