Mittwoch, 26. Februar 2014

Tag 240 - fun





Gestern wieder mal in der Radioonkologie gewesen, diesmal mit Ein- und Ausatmen-Übungen und einigen Technikern hinter der Glaswand.
Nächste Woche wird dann das tatsächliche CT gemacht und am nächsten Tag fangen die Bestrahlungen an. Kurz vor dem Termin hab ich versucht mich zu rüsten vor bösen Überraschungen - bis zuletzt hab ich der Versicherung, dass nur mein Herz vergrößert sei, nicht geglaubt.

Die Nacht davor hab ich von Männern geträumt, die mich verfolgen - ich denke, man braucht keine großartige Traumdeutung um das zu verstehen.

Heute bin ich auch nicht sonderlich fit, da einer der Kater um 5 Uhr mit dem Induktionsherd Musik gemacht hat. Kontaktlinsen zu tragen ist aktuell ein Ding der Unmöglichkeit. Manchmal wundere ich mich selbst wie ich dauertilt in einem technischen Beruf arbeiten kann, aber ich denke, die Erwartungen sind momentan auch nicht sehr groß.

So wird das nix mit dem Spaß haben.

Sonntag, 23. Februar 2014

Tag 237 - Haare mal wieder

Die 2 Wochen sind vorbei und daher wurden heute die Haare frisch rasiert. Morgen nehm ich in der Arbeit die Mütze ab, wenn ich mich dann auch trau.
Das Haar ist schon noch sehr kurz und wirkt - wahrscheinlich auch durch die Kürze - nicht so dicht.

Aber was soll's, die meisten Herren im Büro haben auch nicht viel längeres Haar.
Skeptisch bin ich trotzdem.


Donnerstag, 20. Februar 2014

Tag 234 - Planungs-CT

Heute in aller Herrgottsfrüh war das Planungs-CT, gestern war ich schon ziemlich fertig und hab ein paar Tränen in das Fell meines alten Katers vergossen. Der Kater ist von der verständnisvollen Sorte und wollte mich putzen.
Morgens bin ich um 5 aufgewacht aufgeschreckt, bin noch eine knappe Stunde liegen geblieben und hab mich dann fertig gemacht, in das Strahleninstitut gefahren - das CT selbst war nicht aufregend, der RT war sehr lieb.
Nach 20 Minuten war ich auch schon wieder draußen.

Es hat sich dann das erste Mal so richtig mein überlastetes Hirn bemerkbar gemacht. Die Bankomat (EC)-Karte war weg, alle andere Karten inkl. Börse aber da.
Verdammt, ich hatte nicht mal mehr genug Geld für's Mittagessen einstecken, also wieder nach Hause gefahren, Karte suchen. Nichts gefunden, komisch, ich bin doch sonst eher organisiert. Ich verliere nichts. Ich. Nicht.
Im Supermarkt angerufen, in der Trafik (nein, ich rauche seit über 4 Jahren nicht mehr) angerufen.

Dann im Laden angerufen, wo ich gestern einkaufen war, dort im Call Center gelandet und der Dame mit bayrischen Dialekt erklärt, was eine Bankomat-Karte ist. Die fragt in der Filiale nach. Keine Karte dort.
Ich geh zur Bank, die müssen mein Verlangen nach Bargeld an meine Direktbank faxen. Gut, Geld bekommen, Richtung Büro gefahren.
Während der Fahrt beschlossen, nochmal direkt im Laden nachzufragen.

Es ist kurz nach 10 Uhr, ich bin seit 5 Stunden wach und der Kassentyp hält mir die Karte einer anderen Frau unter die Nase. Ich will schon umdrehen, in die Arbeit fahren und meine Karte sperren lassen, da kramt er noch eine Karte raus.
Meine.

Seit einer halben Stunde sitz ich im Büro und würd am liebsten schlafen.


Aber das CT war in Ordnung. Und ich hab meine Bankomat-Karte wieder.


Update 11:30: Als ich den Anruf des Strahleninstitutes gerade eben entgegen genommen habe, ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Als mich die Dame am anderen Ende der Leitung zur Oberärztin verbunden hat, war ich fast sicher, dass sie Metastasen gefunden haben.
Doch ich habe nur ein großes Herz, was nach einer Chemo normal sei und sie müssen daher nochmal scannen.
Ich würd jetzt gern heulen gehen.

Update 13:00: Jetzt kommt mir das ganze doch komisch vor. Ist es normal, ein Planungs-CT zu wiederholen?
Oder ist die Sache mit dem Herz nur vorgeschoben? Haben sie doch was entdeckt und wollen deshalb ein reguläres CT machen?
Angst.

Update 13:20: Hab die Oberärztin angerufen, nein, sie haben nichts gefunden, es geht nur um das Herz, so ihre Versicherung. Alles andere ist schön, weil unauffällig, Leber, Lunge, Knochen, Nieren. Wenn etwas verdächtig gewesen wäre, dann hätten sie eine Akutuntersuchung veranlasst und mich nicht erst wieder nächste Woche einbestellt.

Für heute reicht's mir.
Warum ich trotzdem in der Arbeit sitze? Keine Ahnung, vermutlich weil ich doof bin.

Dienstag, 18. Februar 2014

Tag 232 - Damokles

Es gibt Tage, da will ich nur alleine sein und vor mich hin heulen.
Übermorgen steht das Planungs-CT in der Radiologie an, seit Tagen bin ich überzeugt, dass sie bei der Aufnahme etwas finden werden.

Ein mögliches Horror-Ergebnis schwebt als Damokles-Schwert über mir.
Diese Befürchtungen machen mein Leben seit dem Wochenende nicht unbedingt schöner.
Ich schlafe nicht gut oder zumindest nicht erholsam (oder ist es schon der Krebs, der mich wieder hat?), im Büro niesen die Jungs vor sich hin (man reiche mir einen Sagrotan-Spray) und jedes Zwicken meines verspannten Körpers macht mich fertig.
Nicht panisch, sondern eher schicksalsergeben. Meine Augen sind immer müde, egal, wie lange ich schlafe? Ist halt so, so ist das beim Verfall.
Links im Kreuz zwickt es ständig? Es ist sicher mindestens die Niere hin, naja - so meine Überlegungen.

Ich nutze die Teilzeit komplett aus, ich schaffe es keinen Tag länger als 6 Stunden zu bleiben, zum einen, weil mich das aktuelle Projekt wirklich, wirklich nervt, zum anderen weil ich wirklich, wirklich müde bin.
Ich weiß, ich sollte dankbar sein, dass ich arbeiten gehen darf/kann, dass mein Arbeitgeber die 30h-Woche anstandslos durchgewunken hat, dass ich es mir leisten kann, die Stunden zu reduzieren.
Gerade empfinde ich den Job aber als Belastung.
Morgen habe ich einen Kundentermin, vor dem mir jetzt schon graut. Monatelang ließ es sich bis auf eine Ausnahme vermeiden, bei Übergaben persönlich anwesend zu sein, morgen werd ich wohl mit Mütze dasitzen.


Diese ständige Auf und Ab schafft mich, ich will doch einfach nur eine ruhige Kugel schieben.
Und alte Lieblingslieder hören:









Freitag, 14. Februar 2014

Tag 228 - Weisheiten


Ich bemühe mich danach zu leben und meistens, ja ziemlich oft funktioniert das auch.

Happy Valentine!

Dienstag, 11. Februar 2014

Tag 225 - Träume

In meinen schlimmsten Alpträumen (Alp ist treffender als Alb) muss ich bald sterben, weil der Krebs - noch unbemerkt - an mir nagt und frisst.
Dann frage ich mich, ob ich zu Hause meinen letzten Atemzug machen darf und nicht im Krankenhaus.
Und ob mein Mann dann ein neues Bett kauft.

In meinen hoffnungsvollen Träumen kommt die Krankheit nie wieder und ich werde 70-90 Jahre alt. Der Brustkrebs war nur eine Episode, ein Schuss vor den Bug. Mein weiteres Leben ist gesund und glücklich.
Dazwischen gibt's nix.

Statistiken interessieren mich das erste Mal in meinem Leben nicht.
Ist das blauäugig, naiv, dumm?
Mach ich mir was vor?

Ich will, dass mein Träume wirklich werden. Aber nur die guten.



Sonntag, 9. Februar 2014

Tag 223 - Haare

Der aktuelle Stand:

bereits einmal gestutzt, weil es zu sehr nach gerupften Hendl ausgesehen hat.
In 2 Wochen hab ich vor, ohne Mütze im Gebäude herumzulaufen. Da müssen die Kollegen durch. Ich auch.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Tag 220 - Gut

Wer glaubt, dass jetzt alles gut sei, weil ich das Schlimmste hinter mir habe, also Chemo und OP, der irrt. Aber das glaubt eh niemand, oder?

Grundsätzlich geht's mir gut, sehr gut sogar. Schlafe ich genug - und ich brauche momentan viel Schlaf - bin ich am nächsten Tag ausgeruht, gut gelaunt und einsatzfähig. Ich geh in die Arbeit, ich versuche dort auch produktiv zu sein und setz mich mit den Kollegen in Meetings und zum Mittagessen.
Teilzeit zu arbeiten ist echt cool und wenn ich nicht mit den Herren esse, gehe ich gegen 14 Uhr nach Hause.

Vorgestern war die Vorsprechung für die Strahlentherapie, ich wurde einer sehr netten Oberärztin zugeteilt, die mich mit ihrem Tiroler Dialekt amüsiert hat.
Das meiste, was sie mir erzählt hat, wusste ich zwar schon, aber sie hat auch die operierte Brust inspiziert und das Ergebnis als sehr schön bezeichnet. Was beruhigt und mir zeigt, dass die Operateurin die richtige war.
Danach bin ich durch das kalte Wien gelaufen, auf dem Weg zur Straßenbahn sind die Tränen gekommen.

Gestern Nachmittag bin ich beim Geschirr abtrocknen plötzlich ins Schluchzen verfallen, ohne Vorwarnung, unmotiviert.

Da sitzt was tief drinnen, etwas, das ich meistens gut verdrängen, wegschieben kann.
Morgen ist wieder ein Spitalstag, ich find die so Scheiße, ich will nicht wieder 7 Stunden dort verbringen müssen.
Anmeldung bei der Breast Nurse, dann zum Onkologen, irgendwann Port anstechen, Herceptin verpasst bekommen, Nadel ziehen lassen, Entlassungspapiere bekommen.
Und dazwischen warten, warten, warten.

Es geht mir gut, ich wage zu behaupten, dass es mir in Anbetracht der vergangenen Monate sehr gut geht.
Aber es ist noch lange nicht zu Ende.





Montag, 3. Februar 2014