Montag, 15. Dezember 2014

Tag 532 - Die Kur

Die Kur also.

Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell, obwohl ich nicht den Eindruck habe, dass ich viel mache oder viel passiert.
Die ersten 3 oder 4 Tage hier waren nicht unbedingt einfach, durch die massive Konfrontation mit der Krankheit hatte ich immer wieder das Gefühl, ich müsse mich auf den Fußboden legen und losheulen.
Ich hab es dann mit der Psychologin besprochen, weil ich diese Reaktion einfach nicht einkalkuliert habe.
Ich dachte, ich setz mich hier 3 Wochen gemütlich hin, mach ein klein wenig Bewegung, lass mich massieren und das Essen vor die Nase stellen und fahr dann gemütlich nach Hause und bin wieder munter und fidel.
Als später die Physiotherapeutin so nebenbei sagte: "Das (meine Verspannungen) kriegen wir weg, Sie sind ja noch jung.", da hätte ich ihr am liebsten das Klemmbrett aus der Hand gerissen und gegen die Kletterwand geschlagen.
Ja, super, wenn man jung krank wird, dann kann's ja im Alter nur besser werden, ja genau.
Wie auch immer.


An einem durchschnittlichen Tag habe ich bis zu 6 Termine, die aus Vorträgen, Therapien und ein bisschen Sport bestehen.
Den Rest des Tages jage ich mit Carl, Assad und Rose Verbrecher in Kopenhagen, hänge in der kleinen Therme im Whirlpool rum, belästige ortsansässige Katzen oder skype mit Herrn Hase.
Sonntags hab ich es geschafft, irrtümlich bis in den nächsten Ort zu gelangen, mein Knie dankt es mir bis heute :-D

Und sonst?
Österreich ist bekanntlich ein kleines Land. So gibt es auch nicht viele in meinem Alter mit einer ähnliche Diagnose, die genau jetzt hier auf Kur sind.
Sie haben mich auf einen 8er-Tisch gesetzt, an dem das Durchschnittsalter mit mir inkludiert bei ca. 60 liegt. Es sind nette Leute, aber hmmmm, ich komm mir vor wie jemand auf Partnersuche, der niemanden findet.
Wie damals schon beschrieben, fühle ich mich allein mit meiner Geschichte.  
Aber ich verzweifle nicht. Zum einen bin ich nicht ungern für mich, zum anderen sind ja Dienstag bis Donnerstag laufend Neuzugänge.
Mal gucken, ob sich da nicht jemand findet.

4 Kommentare:

  1. Genau, immer schön auf die Neuzugänge hoffen. Die Freundinnen für mein Leben kamen auch erst in meiner letzten Woche. Ich hab dann verlängert, weil es so schön war. Zumindest beim ersten Reha- Aufenthalt.
    Beim zweiten waren die Mädels zwar nicht wesentlich älter, aber an einem völlig anderen Punkt in ihrer Krankheitsgeschichte. Das hat, obwohl ich damals noch nicht mit Metastasen konfrontiert war, ordentlich entzweit. Aber auch diese Reha hab ich gebraucht und genossen.
    Mal sehen, wie es bei der nächsten wird...
    Eine gute Zeit wünsche ich Dir auf jeden Fall! Habt Ihr Schnee?

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    1. Selbst wenn niemand daherkommt, tut die Reha schön langsam gut.
      Schnee? Hier? Ich bin in Ost-Österreich!
      Wobei: Auch im Westen haben sie keinen...

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  2. Leider wird es jetzt schon sehr früh sehr dunkel, das Heitere fehlt, und da möchte ich Dir eine kleine Geschichte von Hilde ans Herz legen:
    Die geliebte Felldame ist inwischen fast 14 Jahre alt, aber noch so fitt wie ein Turnschuh - aber auch noch raffinierter, wenns um ihr Fressen geht.
    Neuerdings setzt sie sich direkt in gleicher Augenhöhe neben den lesenden Johann auf den Tisch und fixiert mich so lange, bis ich aufstehe und mit ihr vorausrasend in die Küche gehe. Dort ruht ihr frisches Feuchtfutter, aber sie beginnt erst mit dem Fressen, wenn ich unmittelbar daneben stehe - und sie eventuell noch streichle.
    Nun, das kleine Schmunzeln in Deinem Gesicht - das wollte ich erreichen...
    Ganz liebe Grüße - Wolf

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