Montag, 22. September 2014

Tag 448 - Lesen

Lesen ist wie Schlafen für mich, es gibt mir Frieden.

In der Badewanne liegend lese ich also spät aber doch "Sterben kommt nicht in Frage, Mama". Ich bin schon vor Monaten auf Amazon darauf gestoßen, war mir aber nicht sicher, ob die Geschichte einer jungen Alleinerziehenden zu mir passt.
Jetzt muss ich feststellen, dass das Buch sehr gut ist, ich habe in jeder freien Minute gelesen.
Fakt ist aber auch, dass die Autorin in der Zwischenzeit verstorben ist.
Es ist nicht gut ausgegangen. Es ist so sinnlos, diese Krankheit, dieser Krebs ist einfach nur sinnlos.

Auch wenn ich es schon vor der Lektüre wusste, dass sie bereits 2012 an einem Zweitkrebs gestorben ist, bin ich fassungslos zurückgeblieben und frage mich zum wiederholten Male: Kann man an den Lymphknoten wirklich so gut eine Tendenz ablesen?

Schreckt mich ihr Ende (es ist fast zynisch, die Autorin hieß "End")? Ja und Nein.
So könnte meine Zukunft aussehen.
Ich glaube aber nicht an so eine Zukunft für mich.
Meine Zukunft wird anders aussehen.
Ich behaupte das zu wissen - natürlich gerade jetzt. Vor der nächsten Kontrolle sieht man mich hier wieder herumweinen und mich fürchten.

Die beste Freundin fragt mich, ob mich die Beschäftigung mit dem Krebs (der anderen) nicht belastet.
Nein, tut sie nicht.
Gerade ist der Krebs weit weg von mir, nach der "bestandenen" CT-Untersuchung geht es mir gut.
Das Wetter spielt mit: Normalerweise eine alte Miesmuschel, aber kaum scheint die Sonne bin ich optimistisch. Ein Sommerkind eben.

Ich muss viel weinen, wenn ich erfahre, dass jemand es nicht überlebt hat.
Ich weine dann um Menschen, die mir zwar nie begegnet sind, es mir aber trotzdem so weh tut, dass sie viel zu früh gehen mussten. Dass der Kampf im Endeffekt nicht zum Erfolg geführt hat.
Aber trotzdem ist das etwas komplett anderes.


Btw: die Kur, die Kur, die Kur!
Die Beeinspruchung hat etwas genutzt und ich fahre nun in meine Wunscheinrichtung und es wird noch besser: Das Datum wurde so gelegt, dass ich alter Weihnachtsgrinch auch heuer Weihnachten schwänzen kann. Natürlich werde ich am 24. nach Hause fahren, aber das war's auch schon wieder.
Ha!

6 Kommentare:

  1. Ich habe mit diesem Buch während der ersten Chemo wieder zu lesen begonnen, nachdem ich es lange gar nicht konnte. Lesen. Entspannen. Mich konzentrieren. Judith End hat nicht nur eine berührende Geschichte geschrieben. Sie hat auch noch witzig und klug formuliert. Von der zweiten Erkrankung wusste ich. Nicht aber, dass sie so bald verstorben ist. Ihr Tod tut mir ganz besonders leid. Denn mir hat ihr Buch geholfen, das Leben wieder zuzulassen. Ich bin bestürzt.
    Für Dich will ich das anders! Also, sei weiter guten Mutes. Und Glückwunsch wegen der Kur! Das ist fantastisch!

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    1. Ich habe es lange nicht gelesen, weil mich auch der Titel nicht angesprochen hat. Ich war dann mehr als positiv überrascht von ihrer Ehrlichkeit, Lebendigkeit und ihrem Willen.
      Obwohl ich schon vor dem Kauf des Buchs wusste, dass sie gestorben ist, hat mich es mich sehr getroffen, vor allem wegen ihrer Tochter.
      Ja, die Kur. Es ist nur 50 km vom Wien entfernt, neu mit Therme dran und Herr Hase kann sich tageweise dazumieten. Ich freu mich jetzt schon darauf!

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  2. Hallo Helga,

    bin heute zufällig auf deine Seite gestossen. War bis vor kurzem auch in Wien und habe eine ähnliche Geschichte (und fast das gleiche Alter). Werde hier öfter mal vorbeischauen!!

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    1. Hallo Anni, schön, dass Du zu mir gefunden hast. Kommst Du aus Ö? Wo wurdest Du behandelt?

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    2. Naja, ich hab zumindest 10Jahre in Wien gelebt. War im St. Josef Krankenhaus (bei Hütteldorf) in Behandlung. War eigentlich immer recht zufrieden dort. Und wo bist du?

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    3. Ich kenn St. Josef, eine Freundin hat dort entbunden. Ich war im Hanusch und bis auf die Wartezeiten und Ausstattung war dort alles OK, sie haben auch einen sehr guten Ruf.

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