Mittwoch, 2. Juli 2014

Tag 366 - Ein Jahr

Da ist er nun, der erste Jahrestag der Diagnose.

Meine Stimmung in den letzten Tagen war eher, hm, düster, auch wenn ich sehr erleichtert über den unauffälligen Befund der Knochenszintigraphie war.
Ich weiß nicht, ob das am nahenden Jubiläum lag oder einfach an der momentan vorherrschenden Erschöpfung. Fatique erster Kajüte würde ich sagen.


In dem Jahr gab es ein stetiges Auf und Ab, ein Schwanken zwischen Hoffnung und Angst.
Der Krebs hat mir viel genommen, aber auch viel gegeben.

Mit zwei Menschen habe ich keinen Kontakt mehr, sie haben sich nach der Info, dass ich krank bin (ohne das K-Wort zu erwähnen) einfach nicht mehr gerührt.
Das waren keine engen Freunde, mehr Bekannte und naja, so der Smalltalk- und "lass uns einmal bis zweimal im Jahr treffen und dabei nur Plattitüden austauschen"-Mensch war ich eh nie.
Daher kein Verlust.

Die Beziehung zu meiner Mutter hingegen ist viel, viel, viel besser geworden. Sie hat bewiesen, dass sie sich kümmert und ist immer da gewesen, wenn ich sie gebraucht habe.
Ja, mein Mann. Ein Wiener Grantler, der oft nicht viel sagt.
Aber wenn's um was geht, ist er da. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was es mir bedeutet, was er im letzten Jahr für mich gemacht hat und wie er mir beigestanden hat. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihn habe. Ein Freund in der Not ist ein wahrer Freund.

Die Wertschätzung und Unterstützung in der Arbeit. Nicht erwartet, aber sehr schön.
Meine 2-4 Freunde, die da waren, die immer wieder interessiert nachgefragt haben, wie es mir geht.

Und jetzt?
Ich habe viele Pläne, einige Baustellen. Ich werde die Brust machen lassen, auf Kur fahren, meine Augen lasern lassen (nie wieder Linsen mit trockenen Augen), Zähne richten, die "ich muss mich abgrenzen"-Tätowierung weiter entfernen lassen.
Beruflich wird's im Herbst spannend.
Früher habe ich viel aufgeschoben, heute geh ich es an.


Ich seh das Leben trotz oder weil Rückfallgefahr und Nebenwirkungen jetzt anders.
Wie ich mich fühle?
Weder gut noch schlecht, anders eben. Ich bin eine andere. 

4 Kommentare:

  1. Yeah!
    Gratuliere!
    Gute Pläne, sehr gute!

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  2. Geh es nur an. Das wird Dir gut tun! Vor allem die Kur. Vielleicht kann die Dir noch Anstöße geben für Dinge, die noch unklar sind. Es klingt merkwürdig, aber so stark wie jetzt, warst Du noch nie. Jedenfalls ging es mir nach einem Jahr Krebs so.
    Ich drück Dich ganz fest, auch wenn es weh tut!

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    1. Yes, nachdem ich ganz viel geschlafen habe. Ich fühle mich stärker und schwächer, mental stärker als je zuvor, physisch allerdings eher mau.

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