Sonntag, 6. April 2014

Tag 279 - Schade

Immer mehr verstehe ich Menschen, die nach ihrer Diagnose bzw. nach ihrer Krankheit nicht mehr in ihr altes Leben, in die bzw. zu den alten Bedingungen zurückkehren wollen.
Vielleicht habe ich gerade einen Hänger, aber: Ich will das mittlerweile auch nicht mehr.

Was soll ich sagen? Irgendwie ist mir grad die Arbeit gar nicht recht. Dort herrscht ziemliches Chaos, und ich frag mich, ob und wie ich mit diesem Zustand noch zurechtkommen will.
Mein Vertrag läuft noch bis Ende des Jahres, eine Verlängerung wurde mir seitens des Arbeitgebers als bereits fix zugesagt.
Jetzt sitz ich da und überleg mir, ob es überhaupt so weit kommen wird, kommen soll.
Ich hab den Eindruck, dass ich nun mehr zu den Menschen gehöre, die Struktur brauchen. Und die fehlt mir dort.
Zum selbst organisieren bin ich zu müde, zu faul.
Wobei mich auch das schlechte Gewissen drückt. Sie sorgen sich dort um mich, sie haben mir in der Krankheit die Stange gehalten, was heute nicht mehr selbstverständlich  ist.
Trotzdem bin ich geizig mit meiner (Lebens)Zeit geworden und Zeitverschwendungen kosten mich die Contenance.
Zu lange bin ich an meinem letzten Arbeitsplatz nur rumgesessen, was eine der lähmendsten Angelegenheiten in meinem Leben war, das will ich einfach nicht mehr.
Lieber Ex-Kollege, der hier laut Statistiktool mitliest: Ich hoffe, du kommst dort bald weg.

Vor einiger Zeit habe ich die Doku "Das Glück der Hausfrau" gesehen, beeindruckt hat mich die Bäuerin aus dem Odenwald.
Nach u.a. einer Krebserkrankung hat sie auf ihrem Hof vor allem eines gemacht: Alles entfernt, was Arbeit macht.
Damals dachte ich mir auch: "Alles weg, was unbequem ist", das Problem, die Herausforderung dabei ist, dass ich Unsicherheit, vor allem finanzielle, nicht ausstehen kann.
Die nächste Ernte könnte schon eine schlechte sein.

Nur bin ich mir mittlerweile zu schade für faule Kompromisse.

Ich konnte und wollte immer viel leisten. Oft auch, damit andere mich schätzen, meinen Wert sehen.
Ich hab das Gefühl, ich hab zu viel gemacht, von dem ich dachte, das es andere von mir erwarten.

Den Haushalt habe ich - bis auf's Einkaufen und Kochen - so gut wie alleine gewuppt. Gestern hab ich das Altglas zum Container runtergeschleppt und hab mir dabei gedacht, wie blöd ich doch bin.
Das Zeug war scheißschwer, das Gewebe links ist durch die Bestrahlung empfindlich, ich bin noch längst nicht wieder in Form und ich habe oben in der Wohnung einen großen und starken Mann.
Dem dann gesagt: "Ich schaff das alles nicht mehr und ich will es auch nicht mehr schaffen."

Ich bin mir einfach zu schade für doof in der Arbeit rumsitzen, alleine putzen, saugen, wischen, schleppen, waschen, aufhängen, bügeln, Sekretärin spielen, checken...
Wie es die Umwelt aufnimmt, wird sich zeigen.

Der Mann hat sich verständnisvoll gezeigt und den Geschirrspüler eingeräumt.

2 Kommentare:

  1. Ich sag dir was: Du bist emotional und gedanklich auf dem rechten Pfad! Vielleicht musst du gar nicht so vieles ändern. Nur erkennen, was du brauchst und willst und dafür einstehen. Was nicht wenig ist, wenn du mich fragst. Das Unbehagen ist ein erster Schritt. Nach einer Zeit, in der ich mir nutzlos vorkam, merke ich gerade, wie schön es ist, nicht jeden Tag irgendwohin zur Arbeit zu müssen. Dafür nehme ich gern in Kauf, dass mir finanziell das Wasser bis zur Halskrause steht. Das war früher, als ich noch gut verdient habe aber nie anders. Weil ich noch nie mit Geld umgehen konnte. Jetzt habe ich einfach nur weniger, um es unter die Leute zu bringen. Ich konsumiere ohnehin ganz andere Dinge als früher, nämlich Erlebnisse. Klar könnte auch bei mir alles besser laufen. Aber nichts frustriert mich so, wie der Umstand, mich selbst bei allem unter Druck zu setzen und zu hinterfragen. Deshalb vermeide ich das und lebe damit ganz gut. Hm. Mach dir nicht zu viele Gedanken. Es findet sich. Bestimmt!

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    1. Ändern muss ich, dass ich mich selbst zu sehr unter Druck setze,was den Job betrifft, hab ich noch ein paar Monate Zeit mich zu entscheiden.
      Wir werden sehen.

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