Dienstag, 3. Dezember 2013

Tag 155 - Warum

Mich lässt der Tod meiner Kollegin nicht los.
Sie hatte kein leichtes Leben, ihre Mutter ist früh gestorben, sie musste sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern und hatte deswegen 2 Jobs.
Ringsum erkranken bzw. sterben junge Menschen an Krebs. Woran liegt das? An Umweltgiften, Tschernobyl, Medikamenten, Nahrung etc.?
War ich ein schlechter Mensch?
Hatte ich ein (zu) unglückliches Leben?
War es die furchtbare Firma, die wahnsinnige Nachbarschaft?
Hab ich es verdient?
Werd ich den Krebs überleben? Was kommt dann? Ein neuer Krebs?

Ich habe zu Hause nichts erzählt von meiner Arbeitskollegin.
Mein Mann hat seit dem Wochenende die Grippe und pfeift aus dem letzten Loch. Ich will da nicht noch eine zusätzliche Last sein, ich habe unbemerkt im Badezimmer geweint.

Mein Abteilungsleiter hat mir im längeren Gespräch gesagt, dass ich bewundernswert mit der Krankheit [Krebs] umgehe.
Die Menschen nennen meinen Umgang mit dem Krebs tapfer, mutig, offen.
Aber Leute, was soll ich denn anderes tun?
Soll ich mich verkriechen? Mein Leben muss weitergehen.

Nicht in die Arbeit zu gehen, würde mich bedeuten w.o. zu geben vor diesem Krebs. Er hat mir schon so viel geraubt, Gesundheit, Haare, Lebenszeit, Unbeschwertheit, Geld...
Meinen Job kriegt er nicht, mich kriegt er nicht.

4 Kommentare:

  1. Nein - er wird Dich nicht bekommen.
    Niemand, der nicht an Krebs erkrankt ist, weiß, wie es sich damit lebt - auch ich weiß das nicht. Niemand kann auch nur erahnen, was Du und all die an Krebs Erkrankten durchmachen müssen. Ich kenne Dich überhaupt nicht, und trotzdem fühle ich mit jedem einzelnen Post wahnsinnig mit Dir mit - und ich bin schon jetzt voller Erwartung auf den Post mit Deinen neuen Haaren.
    Nein - er bekommt Dich nicht.

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    1. Helma, wie immer: Vielen Dank für Deine Worte, mich rührt diese Anteilnahme immer zu Tränen.
      Ich mache jetzt jede Woche Fotos von meinem Kopf um den - hoffentlich bald beginnenden - Haarwuchs zu dokumentieren.

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  2. Tja, was soll ich dazu sagen? Helma Ziggenheimer findet die Worte, über denen ich die ganze Nacht nachgedacht habe.
    Liebe Helga, ich habe im Hauptfach Medizin studiert, auf der Neurochirurgie mein Praktikum gemacht und bin ein wenig, aber dafür gut, informiert.
    Dein Blog und Deine Art, zu schreiben und eine Öffentlichkeit herzustellen, bewundere ich ganz einfach. Daher drücke ich Dich jetzt mal ganz vorsichtig und warte gleichzeitig auf die Post, die mal was mitnehmen soll.
    Ganz liebe Grüße - Wolf

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    1. Worte zu finden ist hier sicher sehr schwer und ich freue mich über jeden eurer Kommentare.

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