Montag, 2. Dezember 2013

Tag 154 - Fatigue

Am Krebs ist alles nervig, der Haarausfall, die Verdauung rebelliert, Wasseransammlungen in Beinen und Händen.
Hitzewallungen sind selbst im Winter nicht angenehm.
Weil meine Augen so trocken sind, trage ich seit Wochen keine Kontaktlinsen mehr, dafür läuft meine Nase andauernd.

Ich würde mich am liebsten nur damit beschäftigen, wo ich die perfekten Schnürstiefel bekomme oder wie ich meine Projekte in der Arbeit am besten abwickle. Tja, spielt's nicht. Der Krebs ist allgegenwärtig.
Was mich aber im Moment am meisten nervt ist dieses verdammte Fatigue. Bedingt durch die Anämie und Sportlosigkeit pfeif ich bei körperlichen Belastungen ziemlich schnell aus dem letzten Loch. Heute morgen ist mein Augenbrauenstift runtergefallen und unter der Waschmaschine verschwunden.
Da ich ihn nicht gefunden habe, musste ich die 70 kg schwere Waschmaschine verrücken.
Gesund kein Problem.
Jetzt ist es eins. Fünf Minuten später hatte ich den Augenbrauenstift, den ich ohne Krebs auch nicht brauchen würde, wieder. Schwitzend und außer Atem.

Um in der Arbeit ins Gebäude zu kommen, muss ich einen Treppenaufbau erklimmen. Dann im Gebäude noch zwei Stockwerke. Aufzüge sind doch nur was für Pussies. Aktuell versuche ich beides zu schaffen, den langen Treppenaufgang und die Stockwerke. Oben angelangt wär zwar ein Sauerstoffzelt gut, aber es geht.

Ich bin auch nach 8 Stunden Schlaf müde. Ich bin eigentlich immer müde.

Und wenn man dann plötzlich erfährt, dass eine ehemalige Arbeitskollegin zuerst an Brustkrebs, dann an Leukämie erkrankt ist und am Samstag an einer Lungenentzündung gestorben ist, dann wird aus Fuck Fatigue sehr schnell Fuck Cancer.
31 ist kein Alter um zu sterben.
Krebs ist ein Arschloch.

5 Kommentare:

  1. Beim Bummeln im Blog bin ich auf Deine Seite gestoßen.
    Ich wünsche Dir einfach mal ganz viel Kraft und werde gesund.
    So gesund, wie es nur geht!
    Lieber Gruß - Wolf

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    1. Lieber Wolf, vielen Dank für Deinen Kommentar und vor allem für Deine Wünsche. Ich bemühe mich sehr :)
      Liebe Grüße

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    2. Ich bin durch DIE ZEIT auf den Blog von Wolfgang Herrndorf gestoßen:
      Arbeit und Struktur.
      Mir passieren Sachen...

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    3. ich bin über die Lavendelkinder auf ihn gestossen. Schon schräg, man wünscht sich die ganze Zeit, dass es gut ausgeht, obwohl man bereits weiß, dass er tot ist.

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    4. Ich bin über das allerletzte Wort in seinem Post ziemlich erschrocken.
      Aber das ist mir hier zu privat...

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