Donnerstag, 7. November 2013

Tag 129 - Wiedereröffnung

Heute ist ein besonderer Tag.

Kurz nach der Diagnose war noch nicht klar, ob der Krebs schon gestreut hat oder nicht.
Während dieser Zeit zwischen Untersuchungen und Befunden bin ich eines Morgens an der Bushaltestelle gestanden um mich mit meiner besten Freundin zum Frühstück zu treffen.
Gegenüber von dieser Bushaltestelle ist ein Lidl, der seit Juni umgebaut wird und daher geschlossen ist.
Ich weiß noch, es war ein heißer Juli-Tag, endlich wurde es Sommer.

Und dann hab ich das Transparent auf der Baustelle gelesen:
"WIEDERERÖFFNUNG 07.11.2013, 07:30 UHR"
Vom Prospekt abfotografiert, weil ich zu faul war um hinzulatschen ;)

Diesen Tag wollte ich unbedingt noch erleben.

Heute ist dieser Tag, der 07.11.2013, ich war nicht bei der Eröffnung dabei, weil ich arbeiten gegangen bin.
Der Krebs hat nicht gestreut, in einer Woche hab ich die 6. und voraussichtlich letzte Chemo.

Allmählich hab ich genug von der Krebs-Scheiße, es dauert für mich schon zu lange.
Mir reicht es, keine Haare zu haben, die Kurzatmigkeit, die trockenen Augen.
Mir stinkt diese Krankheit schon so.
Der Krebs nervt mich schon mehr als er mich ängstigt, das heißt für mich, dass ich ihn nicht mehr so ernst nehme, mich schon in Sicherheit wiege.
Das Wort "trügerisch" blitzt dann in meinem Hirn auf.

Noch schleppe ich den Tumor in meiner linken Brust mit mir herum, noch habe ich nicht den ärztlichen Stempel "GEHEILT" auf mir. Noch muss ich eine Chemo über mich ergehen lassen, eine OP überstehen und dann  - falls brusterhaltend operiert wird - ein paar Wochen Bestrahlung drauflegen.

Woher nehme ich also das Pseudo-Wissen [ACHTUNG: trügerisch] her, dass alles gut geht?
Keine Ahnung, es ist einfach da. Es muss wohl da sein, um weiterzumachen, jeden Tag aufzustehen, die Nebenwirkungen und Einschränkungen in Kauf zu nehmen und mein Leben so normal wie möglich zu leben.

Beim Krankenhaus-Unterlagen einordnen, spritzen mir die Tränen nur so aus den Augen.
Ich will es endlich hinter mir haben.
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit dieses Lied von Lacrimas profundere entdeckt und zur Durchhalte-Parole erklärt:


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